Christoph Gerlach Blog Reisen

9.6.2010

Siebzehnter Tag

Filed under: China-Reise 2010 — Christoph @ 23:20

Standort (Google-Maps)

Gegen 8 Uhr morgens bin ich wieder aufgewacht. Ich konnte sogar einigermaßen gut schlafen. Die Wagen waren etwas moderner und gut gegen Lärm von außen abgedichtet. Außerdem gab es diesmal eine richtige Decke und nicht nur ein Fließtuch wie bei meiner letzten Nachtfahrt. Wir fuhren noch immer durch bergiges Gelände. Zunächst in einem sehr schmalen Flußtal mit schroffen Felswänden links und rechts. Später wurden die Berge etwas runder bis wir schließlich auf eine große Ebene kamen. Während im Flußtal meist Schwerindustrie angesiedelt war, gehörte die Ebene den Bauern.

Blick aus dem Zug

Meine Sorge, 20km von meinem eigentlichen Ziel am Leshan-Bahnhof zu stranden, erwies sich als unbegründet. Für etwas mehr als einen Euro (8,5 Yuan) konnte ich bis Leshan mit dem Bus fahren. Dort wurden wir am Busbahnhof rausgelassen und erstmals ist es mir gelungen, mein Hotel auf Anhieb mit öffentlichen Bussen zu finden und kein Taxi zu bemühen. Allerdings ist Leshan auch recht übersichtlich aufgebaut und ich hatte mich gut über mein Hotel informiert. Das Zimmer ist Oberklasse, kein Vergleich zu Kunming wo insbesondere das Personal maximal schnarchig war. Da musste ich sogar dem Toilettenpapier hinterherlaufen. Außerdem gab es in Kunming nicht 24 Stunden warmes Wasser was auch etwas doof war als ich erst um 11 Uhr duschen wollte und nur kaltes Wasser kam. Dafür ist das jetzige Hotel mit 230 Yuan (30 Euro) für eine Nacht auch etwas teurer.

Eigentlich wollte ich in Leshan ja den großen Budda sehen. Leshan ist am gegenüberliegenden Ufer und von dort sieht man immerhin schon mal den Fuß.

Blick aus dem Zug

Mein Reiseführer hatte behauptet, man könne mit Fähren übersetzen, das stimmt aber nicht mehr. Die Fähren sind nur noch Ausflugsschiffe, die einmal vor dem Budda lang fahren und wieder zurückkommen. Man kann nicht an Land gehen. Das fand ich doof und ich entschied mich, den langen Weg außer herum zur nächsten Brücke ans andere Ufer zu machen. Auf dem Weg läuft man eine belebte Uferpromenade lang, auf der sich ein Cafe an das nächste reiht. Das ist aber nur der erste Blick. In Wirklichkeit sind das alles Majong-Zockercafes, wobei ab und zu auch mal Karten gespielt wird. Dass die chinesische Tradition etwas anderes vorsieht ist wenigstens an den Skulpturen zu erkennen, wobei die Go-Skulptur schon ziemlich schlecht wegkommt …

Chiang-Xi Wei-Xi

Bei derart vielen Spieltischen rechnete ich so langsam tatsächlich mit den ersten frei herumlaufenden Go-Spielern in China. Und tatsächlich, nach etwa 500 Majong-Tischen (das ist schon die echte Zahl, „gefühlt“ waren es mehr so 5000) sah ich vier Chinesen um ein Go-Brett herum sitzen.

Go-Spieler

Ich guckte neugierig zu was dann auch die Aufmerksamkeit der Spieler erregte. Ich bedeutete dem auf dem Foto mit dem Rücken sichtbaren Zuschauer, dass ich das spielen kann und wir verabredeten zu spielen, sobald die laufende Partie fertig ist. Das zog sich noch eine Weile hin (Aufgeben ist in China auf der Straße offenbar erst ganz am Ende der Partie üblich) und ich glaube, ich habe den armen Chinesen etwas die Freude am Spiel genommen. Die Partien liefen auch alle absolut gleich: Ich baue gemütlich meine Bereich, er invadiert überall hinein und lebt klein – bis ihm dann eine seiner vielen Gruppen dann doch stirbt. Zwischendurch kam ein anderer Chinese für zwei Partien zum Zuge, dann wieder der erste, der es offenbar nicht fassen konnte. Nach der letzten Partie folgte noch die allerletzte und es war schon fast dunkel als mein Gegner mehr oder weniger wortlos und ohne das letzte Spiel aufzuräumen von dannen zog ohne eine Partie gewonnen zu haben.

Darüber ist der Besuch beim Budda dann ausgefallen. Ich muss morgen mal gucken wie ich weiter nach Zidong komme. Ich weiß schon wie der Busbahnhof heißt wo diese Busse abfahren, aber ich weiß nicht wann sie fahren. Kann sein, dass ich morgen noch zum Budda komme, kann aber auch sein, dass das nichts wird, weil ich den Bus nehmen muss. Die Fahrt selbst sollte mit 2-3 Stunden morgen relativ harmlos sein.

Abends bin ich zu Fuß von der Innenstadt zu meinem Hotel gelaufen. Vor einem Einkaufszentrum wurden offenbar Inline-Skates beworben und eine große Gruppe älterer Damen tanzte.

Inline-Skating für Kinder Tanzen nach Musik

Meine Frage wo sich die ganzen Restaurants verstecken wurde auch noch beantwortet. Jedenfalls gab es etwa 40 davon in einer Straße, die fast alle eine Fondue anboten. Dort war auch nach der normalen Restaurantzeit (bis 20 Uhr) noch was los.

Feuertopf-Restaurant

Dann gab es noch einen ordentlichen Regenschauer, der aber zum Glück nur eine Viertelstunde andauerte.

Regen in der Feuertopf-Straße

8.6.2010

Sechzehnter Tag

Filed under: China-Reise 2010 — Christoph @ 23:00

Am späten Nachmittag ging mein Zug nach Leshan, so dass ich nach dem Aufstehen (in diesem Fall kurz vor Mittag) zum Bahnhof bin, um dort mein Gepäck einzulagern und anschließend wieder in die Innenstadt zu fahren. In Kunming liegt der recht protzige Bahnhof schon merklich außerhalb der Innenstadt.

Kunming Bahnhof

Das Rumlaufen in der Innenstadt war schon okay, aber irgendwelche vorzeigbaren Fotos hat das nicht gebracht. Daher geht’s gleich weiter mit der Zugfahrt. An jedem Wagen steht (mindestens) ein Schaffner, der nochmal kontrolliert, dass man in den richtigen Wagen einsteigt.

Abfahrt des Zuges

Da es hier ganz im Westen von China doch bis nach 20 Uhr hell ist, konnte ich noch eine Weile aus dem Fenster die faszinierende Landschaft/Zivilisation angucken.

Reisfelder Industrie

Währenddessen zogen ständig Bahnangestellte mit kleinen Wagen durch den Gang. Dabei ist die chinesische Bahn bei der angebotenen Ware erheblich vielseitiger. Es reichte bis Schmuck für die Dame und Spielzeug für die Kinder. Gekauft wurde eher wenig, denn Chinesen sind Profis beim Bahnfahren und haben zumeist eine große Tüte Proviant dabei.

Blick durch den Wagen

Ich hatte Glück und eine Chinesen hat sich mit mir unterhalten, die vor vier Jahren mit ihrer Mutter nach Amerika ausgewandert ist und jetzt erstmals seitdem die alte Heimat (und den Vater) besucht. Hauptthema – typisch Chinesen! – war das Essen. Sie wollte wissen wie China-Essen in Deutschland so ist, was mir an chinesischem Essen in China am besten gefällt und wo es den besten Käse gibt und so weiter.

Um 22 Uhr war dann offizielle Nachtruhe und das Licht wurde ausgemacht. Man kann übrigens seinen Halt nicht verschlafen. Nach der Abfahrt ging der Schaffner rum und sammelte alle Fahrkarten ein. Dadurch wusste das Team wann man raus muss und sagte rechtzeitig bescheid. Der Rest der Zugfahrt folgt dann im nächsten Blogeintrag.

7.6.2010

Fünfzehnter Tag

Filed under: China-Reise 2010 — Christoph @ 21:28

Heute stand ein Tagesausflug zu den „Westbergen“ oder auf Chinesisch „Xi-shan“ an. Diese grenzen direkt an den sehr großen See „Dian Chi“ im Süden von Kunming und bieten einen großartigen Ausblick auf eben diesen. Mein Reiseführer hat zwar das Ziel vorgegeben, erwies sich aber ansonsten als sehr unzuverlässig. Eigentlich wollte ich einen „Tourbus“ nehmen, aber der fuhr nicht. Zudem war der Abfahrtsort auf der Karte falsch eingezeichnet. Die beschriebene Alternativlösung mit lokalen Bussen funktioniert inzwischen auch nicht mehr und so habe ich bestimmt 45 Minuten zugebracht, durch die Gegend zu laufen und dem Ziel irgendwie näher zu kommen.

Letztlich saß ich dann doch im richtigen Bus und dieser fuhr bis an den Fuß der Westberge von wo man dann zu Fuß von 2000m auf etwa 2500m aufsteigt und dabei eine Strecke von etwa 10km in einer Richtung überwindet. Noch im Bus wurde ich von einem lustigen älteren Chinesen mit Hut auf recht gutem Englisch angesprochen, woher ich denn käme und so. Er und seine Frau stiegen auch einen Abschnitt die Westberge auf aber nur bis zu einem Park. Die Zeit des Aufstiegs nutzte „Yang Liwen“, um mir chinesische Lieder vorzusingen und zu prüfen, ob ich denn meine Finger so toll verbiegen kann wie er. Dazu grüßte er etwa jeden zweiten Chinesen, der sonst auf dem Berg unterwegs war – offensichtlich alles Stammbesucher. Außerdem gab er an, Lehrer zu sein und das seien teilweise seine Schüler gewesen, denen er begegnete. Als er sich verabschiedete schlug ich vor, man könne ja noch ein Foto zusammen machen. Hat sogar ganz gut geklappt dafür, dass ich die Kamera dem nächsten Passanten in die Hand gedrückt habe.

Foto mit Yang Si Wen und Ehefrau

Auf dem Weg nach oben konnte man zwei Tempelanlagen besichtigen. Die erste fand ich besser, da sie einen sehr interessant mit zahllosen und teils lustigen Figuren ausgeschmückten Gebetsraum hatte (innen durfte man leider nicht fotografieren).

Tempel Tempel Tempel

Vor dem letzten Abschnitt gönnte ich mir passend zur Mittagszeit eine als „typische Yunnan-Küche“ angepriesene Nudelsuppe (für 15 Yuan, also 2 Euro). Sie war etwa so langweilig wie sie aussah, aber mit der zum Glück am Tisch verfügbaren Chillipaste (ähnlich Sambal Oelek) änderte sich das schnell. Interessant war die Zubereitung. Die Suppe wurde nicht fertig an den Tisch gebracht sondern erst vor meinen Augen zusammengerührt. In der Schale befand sich noch kochendes Wasser und auf kleinen Schälchen gab es diverse Gemüse, ein Ei, etwas Hühnerfleisch und eine große Schale Nudeln. Alles wurde dann von der Bedienung in meine Suppe gerührt (außer den Schinken, da konnte ich rechtzeitig bremsen), umgerührt und fertig. Auffällig war wieder der sehr hohe Fettanteil in der Suppe.

Yunnan-Suppe

Anschließend ging es zum Highlight, ein als „Dragon Gate“ bezeichneter Aussichtspunkt mitsamt einem abgetrenten Bereich drum herum, der sich als verwinkeltes Netzwerk von Treppen und Gängen im Stein erwies – alles ziemlich gefährlich wirkend an eine dem See zugewandte Steilwand geklatscht. Beim Blick nach unten würde ich sagen, bis ins Wasser springen schafft man nicht. Aber die Autobahn sollte drin sein.

Blick auf Typischer Weg am Steilhang Blick auf den See Wenn die Steilwand keinen Halt bietet, dann wird eben ein Tunnel gegraben. Blick die Steilwand entlang. … und dasselbe Foto von ein paar Metern weiter hinten, so dass man den abendteuerlichen Balkon sieht. Blick nach unten.

Schließlich führte der Weg durch die Steilwand bist nach ganz oben auf die Spitze des Berges fast. Von dort konnte man entweder mit der Seilbahn weiter oder zu Fuß durch einen Steinwald absteigen (wofür ich mich entschieden habe).

Steinwald Ein Pavillion guckt aus den Gipfeln.

Von der Mitte des Berges habe ich dann doch eine Seilbahn runter genommen, die aber auf die gegenüberliegende Halbinsel geht und es schien dorthin keinen einfachen Fußweg zu geben. Von dort habe ich noch mal ein Foto der Steilwand gemacht. Man kann es nicht so sehr gut erkennen, aber mit etwas Fantasie sieht man die Wege, Treppen und Tempel in der Steilwand und dort bin ich von unten rechts nach links halboben und dann nach ganz oben gewandert.

Steilwand

Dann lautete die Aufgabe, sozuagen vom Ende von Kunming aus irgendwie zum Hotel zu kommen. Da ist mir mit dem „A1“-Bus offenbar ein Glücksgriff gelungen. Ich bin eigentlich nur zufällig in den nächsten Bus gestiegen und der fuhr im Zickzack auf mein Hotel zu, so dass ich nur noch 5 Minuten zu Fuß gehen musste letztlich. Auf dem Weg habe ich erfreulicherweise meine Wäsche in Empfang nehmen können. Es kam in etwa wie erwartet, wobei ich doch glaube, dass sie die Unterhosen nicht gebügelt haben. Dafür hat jedes Kleidungsstück eine individuelle Verarbeitungsplakette angetackert bekommen und bis auf die Jeans wurde alles aufwändig in Folien verpackt.

Wäsche

Abends bin ich noch was essen gegangen aber habe nichts Spektakuläres mehr erlebt.

Morgen abend sitze ich im Nachtzug von Kunming nach Leshan und kann daher keinen Blogeintrag veröffentlichen, der wird dann wieder nachgereicht.

6.6.2010

Vierzehnter Tag

Filed under: China-Reise 2010 — Christoph @ 23:14

Standort (Google-Maps)
Kunming liegt übrigens 2000m über dem Meeresspiegel und ziemlich im Westen von China.

Heute habe ich relativ lange ausgeschlafen bevor ich Hotelpersonal, Passanten und Reinigungsshopbetreiberin mit der Situation konfrontierte, dass ich gerne meine Wäsche gewaschen hätte. Auch wenn es immer wieder auf’s neue probiert wurde habe ich mich standhaft geweigert, Chinesisch zu verstehen. Am anstrengendsten war es im Reinigungsladen. Dabei hatte ich ja nur eine ganz einfache und naheliegende Frage: „Wann kann ich meine Wäsche wieder abholen?“. Ich glaube, wir sind uns nach endlosem hin und her (ich schreibe Datum auf und mache Gesten – sie schreibt einen Wust von Kanjis auf, die sie mir dann noch vorliest) einig geworden, dass die Wäsche morgen schon fertig sein wird. Der Preis ist mit 132 Yuan (etwa 18 Euro) ziemlich hoch, so dass ich mal davon ausgehe, dass ich eine Spezialreinigung gebucht habe und selbst meine Unterhosen gebügelt zurückbekomme. Vermutlich kämen normale Chinesen nie auf die Idee, ihre Sachen einfach nur waschen zu lassen. Naja, im schlimmsten Fall muss ich mir eben noch einiges an Klamotten hier nachkaufen, wenn das mit der Reinigung jetzt total schief geht.

Anschließend habe ich mich zum „Blumen- und Vogelmarkt“ aufgemacht. Der Markt war nicht mehr ganz so interessant wie mein Reiseführer versprach, aber es gab Fische zu gucken (ausnahmesweise nicht zum Verzehr vorgesehen sondern zur Zierde). Sogar einen etwa 80cm großen Hai.

Zierfischladen Kreisverkehr Kleine Höhlenwelse Fast wie unser Flussbarsch Hai für’s Aquarium zuhause

Vögel gab es nur an vielleicht zwei Ständen. Verkauft wurden offenbar heimische Singvögel.

Vogelhändler

Anschließend steuerte ich einen hauptsächlich aus Seen bestehenden Park an, der wohl vor allem am Wochenende von den Einwohnern Kunmings für allerlei kulturelle Betätigung genutzt wird. So gibt es zahlreiche Gruppen, die musizieren oder auch Theater aufführen. Und es gibt viele „professionelle“ Zuschauer, die mit Campinghocker und Schirm ausgestattet die besten Plätze einnehmen.

Sängerin mit Begleitung Vermutlich Tiertanz Gesang und Tanz

Der Park selbst war auch recht hübsch.

Park Der stolze Erpel gab seinen Posten auch nicht auf als links und rechts die Fische gefüttert wurden

Auf dem Weg zurück zu meinem Hotel habe ich zufällig einen kleinen Laden gesehen, der Go-Material verkauft. Das war jetzt außerhalb der Weltmeisterschaft erst der zweite Hinweis überhaupt, dass in China Go gespielt wird (und beim ersten Hinweis wurde das Go-Brett als Tisch zum Kartenspielen verwendet).

Go-Laden

Das Abendessen bestand heute aus Garnelen und Gemüse, beides hätte meiner Meinung nach auch etwas kräftiger gewürzt sein können.

Garnelen Gemüse

In einem anderen Restaurant durfte ich die Küche fotografieren.

Blick in Restaurantküche

Recht dicht an meinem Hotel ist das Vergnügungsviertel von Kunming mit einer großen Anzahl von Spielhöllen, Discos und einfachem Straßenessen. Richtige Restaurants findet man erst ein Stück aus dem Vergnügungsviertel heraus.

DanceDanceRevolution - auf chinesisch Straßenessen

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