Für heute hatte ich mir einen Ausflug zu der Bergfestung „Namhansanseong“ im Südosten von Seoul geplant. Um kurz vor 10 Uhr bin ich auch endlich aus dem Bett gekommen und saß auch recht bald in der U-Bahn, mit der man bis zum Fuß des Berges kommt. Etwas unterschätzt hatte ich wie beliebt das Ausflugsziel bei den Seoulern ist. Der Wegesrand war gesäumt mit Picknickgruppen und so wirklich alleine war ich auch den ganzen Tag nicht.
Korea ähnelt Japan viel stärker als China. Überhaupt ist der Einfluss von Japan auf Korea bis heute recht groß, wenn auch die japanische Besetzung mit dem zweiten Weltkrieg 1945 endete. So findet man an jeder zweiten Straßenecke ein japanisches Restaurant und auch die „Circle-line“ der U-Bahn hat die Farbe grün zugewiesen bekommen, ganz genauso wie es in Tokyo ist und das viele Jahre nach der Besatzung durch die Japaner. In manchen Dingen hat man sich in Korea auch noch über Japan hinaus entwickelt. Beispielsweise gibt es hier keine Einwegstäbchen, jedenfalls hatte ich bisher keine. Selbst in Nudelsuppenläden bekommt man typische koreanische Stäbchen aus Metall (die dafür etwas „glitschiger“ sind als die aus Holz). Auch was Lärm und Gestank angeht, so ist das kein Vergleich mit China. Es ist eher alles so ruhig und sauber wie in Japan – und das obwohl öffentliche Mülleimer Mangelware sind. Hier gibt es nur zwei Dinge, die wirklich stinken: öffentliche Toiletten und Fisch. Aber beim Fisch beschwere ich mich nicht: Wo der Fisch stinkt, da kann man ihn typischerweise auch gucken:
Nachdem ich noch den Markt abgelaufen war ging es auch schon bald erst mäßig und dann immer steiler bergauf und das über schätzungsweise 500 Höhenmeter. Oben war ich auch nicht schlecht durchgeschwitzt. Dafür erwartete mich eine ausgedehnte Festungsanlage, die hauptsächlich aus der umgebenden und einige Meter hohen Mauer bestand. Im Bereich innerhalb der Festung mag es noch einige Gebäude gegeben haben, da habe ich mich aber nicht sonderlich auf die Suche gemacht. Dafür lief ich die Festungsmauer ab auf der Suche nach einem guten Ausblick über Seoul. Leider war das Wetter etwas diesig, so dass sich das Ergebnis in Grenzen hielt. Man sieht aber schon, das die typische Bauform in Seoul das Hochhaus ist. Nach etwa 2km Festungsmauer mit ständigem auf und ab über nicht sonderlich bequeme Wege hatte ich dann doch genug vom Rumklettern und machte mich an den Abstieg, der sich genauso steil und endlos hinzog wie schon der Aufstieg. Vom Klettern habe ich jetzt jedenfalls erstmal genug. Zum Glück gab’s nach dem Abstieg gleich einen Bus mit dem Zielort einer U-Bahn-Station, die ich sogar kannte und dort in ich dann hin gefahren.
Gegenüber der Busankunft an der „Jamsil Station“ war ein riesiger Gebäudekomplex mit der Aufschrift „Lotte World“. Das war schon irgendwie ein Volltreffer, da reinzugehen – und hier kann ich wirklich sagen, dass sich auch Kerstin da freuen wird (gestern hatte ich das vom Golf Dome behauptet und wurde aufgeklärt, dass Golf ja kein Minigolf sei). Jedenfalls entpuppte sich „Lotte World“ schnell als gigantischer Indoor-Vergnügungspark, bei dem einige Bereiche auch ohne Eintrittskarte zugänglich waren. Besonders faszinierend war die riesige Eishalle unter einer Glaskuppel. Über der Eisfläche gab es eine Etage mit Freßbuden und noch darüber der eigentliche Vergnügungspark, von dem man von unten aber auch einiges erkennen konnte. Auf der Eisfläche gab es einen äußeren Bereich für die Massen und einen inneren Bereich, in dem offenbar angehende Eiskunstläuferinnen trainierten. Einige waren totale Anfänger aber so 2-3 waren doch schon richtig gut. Von der Sprüngen habe ich nur kein gutes Foto hinbekommen (war aber durch die Massen der anderen Läufer auch so eine Sache). Und es gab eine „Meisterin“, die sich alles erlauben konnte und deren offenbar größtes Vergnügen es war, durch die „Normalos“ Slalom zu fahren, wobei ich schon sehr verwundert war, dass es zu keinem Crash kam dabei. Die war wirklich schnell unterwegs dabei.
Und zwischendurch ging ich bei „Kenzo Ramen“ einen einfachen Miso Ramen essen.
Am späten Nachmittag bin ich dann zum nahegelegenen Fluß weiter gelaufen, wo die restlichen Seouler am picknicken waren. Außerdem gab es sehr viele Radfahrer (die man sonst auf den Straßen nicht sieht) auf teilweise recht schicken Rädern. Ansonsten spare ich mit Fotos vom Fluß, da es wirlich auch nicht doll war dort. Der Park war eine einfache und mitgenommene Wiese, Bebauung am Ufer typisch Hochhaus und der Fluß breit und diesig mit eher zweckmäßigen als hübschen Brücken.
Dann war es auch schnell dunkel und ich fuhr mit der U-Bahn ins Zentrum, wo ich zunächst eine angeblich traditionell koreanische Nudelsuppe gegessen habe bevor ich noch etwas durch den nächtlichen Markt in der Hauptfußgängerzone von Seoul gelaufen bin.
Und zum Schluß für heute noch eine Kuriosität: Es hätte der größte Grill der Welt sein können, aber es war wohl doch eher der kleinste Dönerspieß der Welt: