Christoph Gerlach Blog Reisen

30.5.2010

Siebter Tag

Filed under: China-Reise 2010 — Christoph @ 23:00

Am Morgen – immerhin erst um 10 Uhr statt wie sonst üblich um 9 Uhr – stand wieder eine Go-Partie auf dem Programm. Diesmal haben alle Teilnehmer der Weltmeisterschaft gegen Go-Spieler aus Hangzhou Freundschaftspartien gespielt. Mein Gegner hat nachgedacht, ich nicht. Es wurde zur Abwechselung nach chinesischen Regeln gespielt und das Auszählen ergab, dass ich mit 2,5 Punkten verloren hatte. War ja ein Freundschaftsspiel. Ich habe die Gelegenheit genutzt, noch ein Foto von den in China üblichen Go-Steinen zu machen.

Chinesische Go-Steine

In unserem Hotel war heute der 32. Stock direkt unter dem Restaurant geöffnet, auf dem man frei heraus und ohne Glasscheiben die Umgebung fotografieren kann. Man sieht gut wie hier ein riesiges Stadtviertel aus dem Boden gestampft wird. Links davon sieht es nicht anders aus. Hinter mir ist der Fluß, dort kann logischerweise nicht gebaut werden und nach rechts raus stehen schon ein paar Hochhäuser aber es sieht nicht nach weiterer Bauaktivität aus.

Blick vom Hotel

Nach dem Mittagessen im Hotel stand wieder Sight-Seeing auf dem Programm und nach den Erfahrungen vom Donnerstag war die Sorge schon etwas vorhanden, dass es wieder so schlecht organisiert/ausgewählt ist. Diese Sorge erwies sich erfreulicherweise als weitgehend unbegründet. Zunächst reihten wir uns allerdings in den absoluten China-Massentourismus ein und besuchten die bekannteste Pagode in Hangzhou, die aber leider vor 76 Jahren zerstört und erst im Jahr 2002 erst wieder neu eröffnet wurde. In Deutschland hätte man ein historisches Gebäude originalgetreu rekonstruiert – in China wird eben mit Beton gebaut, außen angestrichen und gut ist. Drinnen bewältigen zwei Fahrstühle den Massentourismus, denn der Ausblick von oben über den See lohnt sich schon, vor allem bei dem schönen Wetter heute. Von der alten Pagode hat man noch ein paar (unspektakuläre) Ziegelsteine stehen lassen. Die kann man hinter Glas unter der neuen Pagode bewundern.

Pagode Fundament Pagode Blick von der Pagode auf den See und die Hangzhou-Kernstadt

Nach der Pagode fuhr man uns etwa 50m weit mit dem Bus von wo wir zum Bootsanleger gingen, um mit Fähren zu einer im See gelegenen Insel fuhren. Der gesamte See wurde übrigens von chinesischen Kaisern künstlich angelegt und die Insel muss so etwas wie ein „Lustgarten“ gewesen sein. Kleinere Seen werden durch verschlungene Pfade durchschnitten und den einen oder anderen kleine Tempel oder Pavillion gibt es ebenfalls. Hübsch schon, nur zu viele Chinesen.

Lustinsel

Anschließend ging es nach der Fährfahrt zurück auf’s Festland mit dem Bus zum Restaurant zum Abendessen. Das Essen war etwas einfacher als bisher und insgesamt wieder im gleichen für die Region wohl typischen etwas faden Kochstil.

Foodporn: Edamame

Das Highlight des Sight-Seeing war aber ein Open Air-Theaterstück am Abend mit der berühmtesten Geschichte von Hangzhou, deren Inhalt ich mir als Kulturbanause nur in wenigen Stichworten gemerkt habe. Jedenfalls ist’s eine herzzerreißende Liebesgeschichte. Die Darbietung sparte weder an Schauspielern noch an imposanter Licht- und Bühnentechnik. Das Stück spielte vollständig im Wasser und nutzte dabei ein sehr großes Areal was es noch beeindruckender machte. Erfreulicherweise durfte man fotografieren.

Theater Theater Theater Theater Theater

Anschließend sind Bernhard Scheid (Österreich) und ich nicht mit dem Bus zum Hotel zurück sondern noch bis 0 Uhr in der Stadt herumgewandert was ganz erfrischend war. Wir sind auch noch mal zu einer Wantan-Suppe (sogar mit Shrimps) eingekehrt, die allerdings etwas fad schmeckte, scheint wirklich der Geschmack der Gegend hier zu sein.

Moon-View Wantan-Suppe

Morgen früh um 5:30 geht mein Shuttlebus zum Flughafen von wo ich um 7:40 losfliege und um 9:15 in Changsha ankomme. Dort geht es für mich erst 23:44 Uhr weiter mit einem Nachtzug nach Jishou. Ich werde daher morgen aller Voraussicht nach den täglichen Blogeintrag nicht erstellen können. Einen Tag später in Fenghuang sollte ich aber Internet im Hotel haben und die Tage danach auch.

29.5.2010

Sechster Tag

Filed under: China-Reise 2010 — Christoph @ 23:00

Mein erstes Spiel gegen Polen (Leszek Soldan) habe ich leider verloren, da ich im Byoyomi die Uhr nicht gehört habe als gerade mal wieder eine Minute Böllerei war. Hier heiraten die Leute offenbar bevorzugt am Wochenende und da gibt es dann das Feuerwerk zu jeder Uhrzeit. Die Uhr sagt an wie viele Sekunden man noch hat und warnt einen so, nicht die Zeit zu überschreiten. Tja, wenn man sie nicht hört wird man eben nicht gewahnt … das Spiel war ansonsten zu dem Zeitpunkt vielleicht ein klein wenig besser für mich. Es war allerdings sehr knapp. In der zweiten Runde habe ich etwas unmotiviert gegen ein übermotiviertes Mexico gespielt. Mexico hatte durchaus Chancen, war aber eindeutig zu übermotiviert und vergaß im Angriff die Verteidigung und die eigentlich akzeptable Stellung zerbröselte. Somit habe ich das Turnier mit 5:3 abgeschlossen, also oberes Mittelfeld (Platz 19 von 60, um genau zu sein).

Mein Erstrundengegner Korea hat bis zum Schluss durchgehalten und wurde auf der Siegerehrung zum Gewinn der Amateur-Weltmeisterschaft beglückwünscht. Das sonstige ruhige Pokerface wich echter Freude.

Sieger: Korea

Sonst war die Abschlussveranstaltung langweilig wie noch nie. Neben ein paar belanglosen Reden wurden sehr kurz die Sieger auf die Bühne geholt und dann gab’s noch reichlich zu essen (das sich aber nicht wirklich vom Essen der Vortage unterschied) und dann wurden wir auch schon bald aus dem Raum gejagt. Ich habe dann noch mit John Gibson (Irland) zwei Partien Chinesisches Schach gespielt und konnste mich sogar noch an einiges erinnern. Vor etwa 10 Jahren oder so habe ich eine ganze Reihe Spiele Chinesisches Schach gemacht mit den Go-Leuten aus Hannover. Anschließend haben wir noch ein paar Partien Rengo gespielt (Go mit mehr als zwei Spielern).

Wehe der Tag morgen wird von den Chinesen nicht super organisiert und spektakulär!

28.5.2010

Fünfter Tag

Filed under: China-Reise 2010 — Christoph @ 23:06

Das erste Spiel gegen Malaysia hätte fast so laufen können wie gestern gegen Schweden. Mein Gegner hat schon ziemlich komische Sachen gemacht und wollte mir nichts gönnen. Das war mir so grundsätzlich wieder sehr recht. Es kam aber wieder ein Punkt, an dem es nicht so ganz klar war, ob ich es nicht zu sehr auf die Spitze getrieben habe. Diesmal gab es aber die gerechte Strafe und Malaysia ist mit einer riesigen Gruppe von Steinen im Endspiel verstorben (die Partie war allerdings auch davor schon entschieden, aber es gab eine Stelle in der Partie, wo Malaysia vielleicht doch eine bessere Wahl gehabt hätte).

Korea (mein Erstrundengegner) schlägt sich gut und hat heute China besiegt. Die Zuschauer wussten auch gleich, woran es gelegen hat.

Korea gegen China (1)    Korea gegen China (2)

Und ich habe die Mittagspause genutzt, ein paar Fotos von meinem Hotelzimmer zu machen.

Hotelzimmer Hangzhou (1)    Hotelzimmer Hangzhou (2)    Hotelzimmer Hangzhou (3)

Das Wetter heute ist recht feucht. Dazu der passende Blick aus meinem Hotelzimmer.

Blick aus dem Hotelzimmer

Das Hotel befindet sich in einem großen Neubaubereich am Fluß, der gerade noch am Entstehen ist. Hier sind aktuell sicher noch so um die 40 Wolkenkratzer in Bau und die gleiche Anzahl ist schon fertig. Und das ist das was man direkt in der Nähe sieht. Den Fluß entlang scheint der Bereich noch weiter zu gehen. Von der Innenstadt ist man hier leider recht abgeschnitten und dieses neue Viertel ist noch nicht fertig genug als dass es hier was geben würde, wofür man gerne das Hotel verlässt.

Das zweite Spiel heute gegen Rumänien konnte ich nach spürbarer Gegenwehr meines Gegners auch gewinnen. Wir waren uns nach dem Spiel nicht so ganz einig was jetzt die relevanten Fehler waren aber kann mir ja egal sein – ich hatte ja gewonnen. Die Partie lieft bis auf den Anfang (der aber nicht schlecht für mich war, nur etwas anders als ich normal bevorzuge) sehr nach meinem Wunsch.

Nach dem Spiel bin ich mit dem Taxi zum Bahnhof gefahren, um mir Zugfahrkarten zu kaufen. So ein chinesischer Großstadtbahnhof ist der reinste Ameisenhaufen. Hannover ist ja auch schon ganz gut gefüllt aber gegen den Bahnhof in Hangzhou kann man es vergessen. Es gibt eine riesige Halle nur für den Ticketverkauf. An etwa 30 Schaltern stehen die Leute an, pro Schalter bestimmt 40 Leute. Die werden aber rasant abgearbeitet – nur ich habe natürlich den Verkehr etwas aufgehalten. Zum Glück konnte die Verkäuferin ein paar Worte Englisch, so dass ich guter Hoffnung bin, tatsächlich das richtige Ticket zu haben. Zeiten und Reiseorte stimmen jedenfalls schon mal. Und hoffentlich habe ich auch „hard sleeping“ und nicht etwa „hard sitting“ bekommen. Das Ticket war mit 127 Yuan (das sind etwa 18 Euro) doch schon ziemlich günstig für über 7 Stunden Bahnfahren im Schnellzug. Eine zweite Fahrt konnte ich noch nicht buchen, da die Fahrscheine für den Zug wohl noch nicht für den Verkauf freigegeben sind. Das probiere ich dann am Montag in Changcha nochmals.

Nach dem Schock der vielen Menschen am Bahnhof bin ich eine Ewigkeit zu Fuß durch die Stadt gelaufen und habe einiges von Hangzhou gesehen, vom Slum über eine Straße nur mit Juwelieren bis zu (mir aus Japan schon bekannten) Gruppen männlicher Angestellter, die am Freitag nach der Arbeit gemeinsam Saufen gehen. Ich habe Chinesen beim Meditationstanz im Park beobachtet, beim Angeln und einen kleinen Jungen (vielleicht 4 Jahre alt), der in einem bunt blinkenden Elektroauto den Bürgersteig unsicher machte.

Das erste Bild zeigt alte Häuser in der Nähe des Bahnhofs. Dieser kleine Stadtteil wirke etwas wie ein Slum. Im Hintergrund sieht man die Spitze des „Goethe Hauses“, offenbar ein großes Hotel dicht am Bahnhof.

Slum und Goethe Haus

Und die Straße mit bestimmt 40 Juweliergeschäften:

Juwelierstraße

Und ein Blick in noch eine nette Straße, die ich langgelaufen bin:

Straße bei Nacht

Das GPS funktoniert ohne Internet doch deutlich träger und vor allem auch viel ungenauer. Da kann man schon mal mehr als 100m daneben liegen. Aber als grobe Orientierung noch sehr hilfreich.

27.5.2010

Vierter Tag

Filed under: China-Reise 2010 — Christoph @ 23:00

Den Tag heute kann man beruhigt streichen und ich fasse mich entsprechend kurz. Meine erste Partie heute gegen Schweden habe ich verloren obwohl ich die ganze Partie dominiert habe. Die Niederlage war höchst überflüssig und darüber ärgere ich mich sehr. Im zweiten Spiel gegen Slowenien wurde ich nicht gefordert.

Spannend waren allerdings einige Spiele, die ich ein wenig beobachten konnte. Auf dem folgenden Bild kann man gut sehen wie es ausgeht. Die Spieler zählen gerade aus und der kleine Junge aus Taiwan gewinnt recht überzeugend gegen den Vertreter aus Nord Korea.

Taiwan gegen Nord Korea

Am Abend stand „Sight-Seeing“ auf dem Programm und wir wurden in zwei Bussen zuerst in ein Restaurant mitten in Hangzhou gebracht. Nachdem wir den Verkehrsstau hinter uns hatten wurden wir in einem (mindestens) 3stöckigen Restaurant in einem großen Saal „in rosa“ verköstigt. Das Essen war sehr lecker aber viel zu reichlich. Als wir reinkamen war im Erdgeschoss gerade großer Andrang und das Ganze hatte den Anschein einer großen Kantine.

Essen in rosa

Anschließend sind wir ewig sinnlos durch die Gegend gefahren. Geplant war ein Spaziergang am „West See“, der aber aufgrund sehr leichten Regens stark verkürzt wurde. Man hätte ihn ganz weglassen sollen. Es wurde nicht etwa die hell erläuchtete Promenade an der Stadtseite gewählt sonder die dunkle Pampa auf der gegenüberliegenden Seite. Etwas zu sehen gibt es dort definitiv nur tagsüber. Dann warteten wir ewig in den Bussen, da sich die Chinesen mit den Teilnehmern verzählt hatten und dachten, da fehle noch wer. Und selbst dann ging es nicht zurück zum Hotel sondern an eine weitere stockdustere Ecke – diesmal der Fluß. Okay, man konnte sehen, dass Ebbe war (Hangzhou ist ähnlich wie Hamburg nahe an der Mündung). Sonst gab es nichts zu sehen und die Teilnehmer waren schon alle reichlich angenervt und wollten nur noch ins Hotel zurück. Weil es nichts zu sehen gab, gibt’s auch keine Fotos. Das muss beim zweiten Sight-Seeing am Sonntag unbedingt besser werden.

Dann bekam ich heute von T-Mobile (yeah, I love it!) eine freundliche SMS, meine Internetnutzung im Ausland würde jetzt 20 Euro übersteigen. Internet? Benutze ich doch gar nicht *grübel*. Alle Versuche scheiterten zunächst, den Internetzugriff zu unterbinden. Das Löschen des Internetzugangs als Ganzes ging auch nicht. Das tolle Nokia 5230 hat die GPS-Funktion in den Werkseinstellungen so konfiguriert, dass die Standortbestimmung zusätzlich mit Testpaketen bestimmt werden („Unterstütztes GPS“ genannt), die ins Internet verschickt werden. Ich musste etwa eine halbe Stunde mit Google suchen bis ich dies deaktivieren konnte. Mein Vater Klaus hat das gleiche Handy und wunderte sich auch schon über seine Internet-Verbindungen. Folgendermaßen schaltet man die Internetverbindung für GPS aus: Hauptmenu –> Programme –> Standort –> Standortinfo –> Bestimmungsmethoden –> und dort alles deaktivieren bis auf das integrierte GPS. Noch radikaler ist die Methode, das Handy in den Offline-Modus zu versetzen. Dazu kurz den Ein/Ausschalter antippen und im dann erscheinenden Menu unten „offline“ auswählen. Anschließend kann GPS auch ohne SIM-Karte verwendet werden. Eine deutlich spürbare Verschlechterung der GPS-Ortung habe ich noch nicht festgestellt.

Der Reiseplan ist jetzt schon fast lückenlos und ich habe auch schon Hotels für die ersten weiteren Stationen gebucht. Die Züge kann man leider nur 5 Tage im voraus buchen und das werde ich wohl morgen nach den Partien am Bahnhof probieren. Von Guilin nach Kunming habe ich zudem noch einen Inlandsflug gebucht.

Morgen wird alles besser.

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