Christoph Gerlach Blog Reisen

3.6.2010

Elfter Tag

Filed under: China-Reise 2010 — Christoph @ 23:00

Das geht ja gut los … offenbar hat mein „K653“ aktuell satte 135 Minuten Verspätung. Das Symbol für Minuten kenne ich noch aus Japan und die Zahl steht dort in unserer Schreibweise. Und da schon fast eine Stunde Verspätung um ist, ist das auch recht plausibel. Beim Einlass für einen anderen Zug gab’s hier geradezu Radau, bei dem sich Bahnangestellte und Bauern ordentlich angebrüllt haben. Es bestand wohl Uneinigkeit darüber, ob man zum gerade aufgerufenen Zug durfte oder nicht. Und mein Zug hat auf 170 Minuten Verspätung erhöht.

Mit gut 3 Stunden Verspätung – das Bild pünktlicher chinesischer Züge ist somit endgültig zerstört – ging es dann doch noch von Huaihua los im Direktzug nach Guilin. Die Entfernung ist gar nicht mal so weit (Luftlinie vielleicht so 330 Kilometer), aber der Zug muss einen erheblichen Umweg von etwa 200km machen und braucht laut Fahrplan dann fast 11 Stunden. Dazu ist die Strecke nur eingleisig, so dass man ständig auf Ausweichstellen auf entgegenkommende Züge wartet. Weil es diesmal ein Tagzug war gab es wenigstens viel zu gucken. Der typische Blick waren Reisfelder, Berge, Dörfer und Flüsse. Manchmal auch alles auf einmal …

Landschaft vom Zug aus

… oder auch Reisfelder so weit das Auge blickt …

Reisfelder

Gegen 19 Uhr mit nur noch 2 Stunden Verspätung erreichten wir dann Guilin. Da ich eine 3er-Bank für mich hatte, war es auf den „Hard Seats“ ganz gut auszuhalten. Der Schaffner war nicht nur für die Abwicklung der Halte und Kontrolle der Fahrscheine zuständig sondern auch für die Sauberkeit. So ging er etwa einmal pro Stunde rum und fegte den ganzen Waggon. Da es jemanden gab, der fegte, war die Logik für die Chinesen, Müll jederzeit auf den Boden zu schmeißen (wenn nicht gerade das Fenster offen stand und der Weg dort hinaus kürzer erschien). Überhaupt gibt es so ein paar Sitten. Kleinkinder dürfen beispielsweise überall auf die Straße pullern. Männer wiederum dürfen überall auf den Boden spucken (auch im Zug).

Die Buchung des Hotels hat wieder geklappt und ich hatte eines nur wenige Schritte vom Bahnhof genommen. Das Zimmer ist okay, das Hotel insgesamt aber sehr hellhörig, wobei ich dafür ja eher unempfindlich bin. Guilin ist eine echte Touristenstadt, denn von hier hat man Zugang zum berühmten „Li Fluss“, den ich mir hier ja auch angucken möchte. Das bedeutet, dass man eigentlich in der ganzen Stadt jedem Chinesen erklären müsste, dass man schon ein Hotelzimmer hat, nicht Taxi fahren möche und keine gefälschten Markenwaren kaufen möchte – oder man ignoriert das Ganze. Abends ist hier schon mehr auf den Straßen los als sonst, vermutlich weil auch viele Chinesen hier auf Urlaub sind und morgen nicht arbeiten müssen. Die Stadt wiederum begegnet dem mit relativ sauberen und ansehnlichen Straßen und einem ausgeprägten Angebot an Nachtleben. Jedenfalls habe ich in der Innenstadt diverse sehr fein herausgeputzte Discos/Clubs gesehen, wo jeder Gast von mindestens 5 Hostessen begrüsst wird.

Dass die Chinesen einen Hang zum Kitsch haben würde man vermuten …

Kitsch

… dass man es darin aber derart zur Meisterschaft bringen kann, ist dann doch erstaunlich:

Kitschiger geht es nicht!

Die Brücke veränderte dabei auch noch ständig die Farben. Mit etwas Geduld wäre auch die Farbkombination rosa/babyblau drin gewesen.

Auf dem Weg in die Stadt habe ich bei einem der zahlreichen Reisebüros eine ganztägige Flußfahrt auf dem Li-Fluß für morgen gebucht, bei der ich morgens um 8 Uhr vom Hotel abgeholt und später wieder mit dem Bus nach Guilin zurückgebracht werde (die Bootstour endet etwa 70km flußabwärts). Ist vielleicht ein klein wenig Massentourismus aber insgesamt bin ich doch guter Dinge, dass das für den einen eingeplanten Tag das Beste ist.

Die Tage bis zur Yangzi-Fahrt habe ich noch mal umgeplant und in Kunming, Leshan und Zigong Hotels gebucht.

2.6.2010

Zehnter Tag

Filed under: China-Reise 2010 — Christoph @ 22:27

Es nieselte noch leicht als ich gegen 10 Uhr (endlich) aus dem Hotel raus bin. Fenghuang liegt recht abgelegen in einem bergigen Gebiet. Das macht die Abreise relativ übersichtlich, da die verbindenden Straßen keine Verzweigungen haben. Der Busbahnhof für mein Umsteigeziel „Mayang“ war auch leicht zu finden und der richtige Bus dann auch. Das war diesmal ein privat betriebener kleiner Minibus mit vielleicht Platz für 20 Leute. Mit 12 Yuan aber auch nicht günstiger als der Bus gestern nach Fenghuang hin (15 Yuan für eine etwas weitere Strecke) und mit der Eisenbahn kann man es nicht vergleichen. Da hat die Weiterfahrt von Mayang nach Huaihua gerade mal 5 Yuan gekostet. Beruhigend war schon mal, dass „Hard Seat“ nicht ganz so schrecklich hart ist. Wenn der Zug wirklich voll gewesen wäre, hätte man allerdings sehr beengt gesessen. Von der Qualität her sind die Sitze aber mit alten Nahverkehrszügen in Deutschland vergleichbar. Der Zug von Mayang nach Huaihua hatte übrigens in Mayang etwa 25 Minuten Verspätung gegenüber seinem Fahrplan (zu meinem Glück, sonst hätte ich den Zug verpasst).

Zug nach Huaihua Blick vom Zug aus

In Huaihua hatte ich ein Hotel direkt am Bahnhof buchen können und das hat sich bisher als Volltreffer erwiesen. Endlich wieder schön duschen und anständiges Klo! Meine nassen Klamotten habe ich hier erst mal zum Trocknen ausgebreitet. Das Frühstück wird mir leider entgehen, da ich morgen früh schon um 6 Uhr mit dem Zug nach Guilin weiterfahren werde. Das Wetter ist hier soweit ganz ok, nur mit vielleicht so 20 Grad ist es relativ kühl.

Von einem Spaziergang durch Huaihua hatte ich mir eigentlich nicht viel versprochen und war positiv überrascht, zumal sich das Wetter hielt und es trocken blieb. In Hangzhou und Changsha hatte ich noch vergebens nach richtigen Lebensmittelmärkten Ausschau gehalten, hier in Huaihua scheint alles ein einziger solcher Markt zu sein. Direkt neben meinem Hotel geht eine kleine Gasse rein …

Markt Markt Geflügelhändler

Der Geflügelhändler bot den Komplettservice inkl. Schlachtung an. Während meiner kurzen Verweilzeit wurde ein Huhn und eine Gans geschlachtet. Da wird dem Tier der Kopf nach hinten gebogen und (ohne Betäubung) die Halsschlagader durchgeschnitten. Das Blut wird aufgefangen und das Tier zum Austoben in eine Tonne geworfen. Das Blut wird (vermutlich mit Wasser) verdünnt und in einen Beutel gefüllt (hängen auf dem Foto beispielsweise links an der Wand). Hat sich das Tier „beruhigt“ werden die Federn gerupft und als letzten Schritt kommt es kurz in heißes Wasser.

Den richtigen Markt habe ich rund um die Fußgängerzone einige Blocks weiter gefunden. Dort gab es neben zahllosen mit Ständen ausgefühlten Straßen auch eine große Markthalle.

Neuer Sport: Melonenwerfen Markt Markthalle Schmiedin

Auf dem Weg wurde ich von einem Chinesen angesprochen, er würde gerne ein Foto von mir machen. Nachdem er dann zwei von mir alleine, eines mit ihm zusammen und eines mit seiner Freundin zusammen hatte, mussten die beiden natürlich auch noch vor meine Kamera.

Chinesenpaar

Am Abend wollte ich eigentlich endlich in ein richtiges Restaurant gehen, aber mit etwas nach 20 Uhr war ich dafür wohl zu spät dran. Mein Reiseführer behauptet auch, dass abends im Restaurant zwischen 17 und 21 Uhr gegessen wird. So waren die Restaurants schon ziemlich geleert und eher ausladend, so dass ich mich nicht in eines hineintraute.

Auf dem Bürgersteig der Hauptstraße hatten ein paar Chinesen einen Bereich abgesperrt für ein nächtliches Tischtennisturnier auf zwei Plätzen.

Tischtennis

Die Essbuden auf der Straße wurden immer interessanter. Das Gute dort ist, dass man alle Zutaten direkt sieht und auch relativ einfach verständlich machen kann was man haben möchte und was nicht. So ist es dann auf diesmal wirklich sehr schmackhafte Bratnudeln mit Gemüse hinausgelaufen. Auf den folgenden Bildern wird mir meine Portion mit meinen Wunschzutaten (alles außer Ei und Schinkenstücke) zubereitet. Als erstes nach dem Öl kam die zerkleinerten Chillis in den Wok, danach dann der Reihe nach das Gemüse und Gewürze. Zum Schluss die Nudeln und danach nur noch Pfeffer und Salz. Für 5 Yuan (etwa 70 cent) kann man wahrlich nicht meckern. Und nett waren die Chinesen da auch noch.

Die Nudeln kommen in den Wok. Bratnudelstand

Bratnudelstände gab es einige aber manche boten auch etwas anderes an, hier so was wie wir als Chinesische Fondue kennen:

Fondue-Stand

Auf dem Heimweg gab es wenige Meter vor meinem Hotel große Aufregung. „Katze auf dem Baum?“ war mein erster Gedanke, aber nein, eine kleine ältere Dame sorgte für Aufregung und den vollen Einsatz der Sicherheits- und Bergungskräfte. Die Feuerwehr rückte mit einer Leiter an, um die wild Herumkrakelnde zu greifen. Es gab ein spannendes Wettrennen mit dem Feuerwehrmann in Richtung Baumkrone. Die Chinesin machte sich einen Spaß daraus, oben auf den Ästen herumzuspringen, dass man meinte, gleich fällt der ganze Baum um. Das war dem Feuerwehrmann dann irgendwann auch zu heikel und er trat den Rückweg an. Die umherstehende Menge fühlte sich bestens amüsiert und gab das auch lautstark zu verstehen was wiederum die Sicherheitskräfte provozierte, denn die blamierten sich ja gerade nicht schlecht. Jedenfalls gab’s die Anweisung, man möge doch seiner Dinge nachgehen und dem Folge leistend bin ich in mein Hotelzimmer.

Chinesin auf dem Baum

Morgen geht um 6 Uhr mein Zug nach Guilin wo ich am Abend aber wieder im Hotel bin und auch Internet haben sollte. Dooferweise geht Google von China aus gerade nicht. Google-Maps hätte ich gerne für meine noch ausstehenden Hotelbuchungen genutzt, um die Lage innerhalb der jeweiligen Stadt einzuschätzen. Vielleicht geht es ja morgen von Guilin aus wieder.

1.6.2010

Neunter Tag

Filed under: China-Reise 2010 — Christoph @ 23:29

Eine halbe Stunde vor dem (leicht zu frühen) Eintreffen des Zuges in Jishou wurde alle verbliebenen Fahrgäste vom Personal geweckt. Jishou ist eine Kleinstadt und fungiert als lokaler Transportknotenpunkt. Mit dem Taxi ging es gleich vom Bahnhof zum Busbahnhof wo von wo es dann auch ziemlich gleich los ging nach Fenghuang, meiner Station für heute. Als wir gegen 9 Uhr in Fenghuang waren setzte leider der Regen ein. Mit einer kurzen Ausnahme hielt der leider bis zum Abend an und durchweichte mich und vor allem meinen Pullover reichlich. Das von mir gebuchte Hotel war selbst für einen recht bemühten Taxifahrer unauffindbar. Er brachte mich aber doch schon grob in die Nähe, wobei in Fenghuang eigentlich alles in der Nähe ist. Ich ging in ein anderes Hotel und dort konnte mir geholfen werden. Es gelang, die Herbergsmutter telefonisch zu erreichen und sie holte mich ab. Mein kleines Minihotel war sehr preiswert und ich wusste, es wird nicht doll werden und so ist es auch. Am schlimmsten ist, dass man den Geruch der Kanalisation hier nicht so wirklich los wird. Naja, es ist ja nur für eine Nacht und morgen sollte es besser sein.

Als der Regen kurz Pause machte, zog ich zu einem Rundgang durch die Stadt los. Der Regen kam leider recht schnell wieder und schwankte in der Intensität bis zum Abend leider nur leicht. Ich traute mich mal an einen der Straßenstände heran, der sehr scharfe gebratene Nudeln mit einem Spiegelei verkaufte. So mal lässt sich das aushalten. Ganz allgemein gefällt mir aber nicht, dass hier offenbar alles immer mit reichlich Öl zubereitet wird. Nach dem Motte, Hauptsache fettig. Anschließend bin ich durch den Regen zurück ins Hotel und habe erst mal Schlaf nachgeholt (und den Beitrag bis hier geschrieben). Ein paar Eindrücke von Fenghuang habe ich schon:

Fenghuang, Fluss Fenghuang, Fluss Fenghuang, Regen

Abends bin ich trotz Regen noch mal rausgegangen und Fenghuang bei Nacht hat schon was von Ballermann. Jede Menge Bars mit Live-Musik (allerdings fast durchgängig schrecklicher China-Pop) allerdings bei dem schlechten Wetter nicht so sehr viele Leute. Dazu jede Menge Souvenirläden und Restaurants und Imbissbuden.

Fenghuang bei Nacht auf dem Fluss treibend China-Pop (hier aber erträglich) Fenghuang, nächtliche Essensstände

Der heute eigentlich vorgesehen Ausflug zur Südlichen Großen Mauer ist leider ins Wasser gefallen. Morgen kann ich das auch nicht nachholen, da ich zusehen muss, nach Huaihua weiterzureisen, von wo übermorgen mein früh morgendlicher Zug nach Guilin geht. Laut Wettervorhersage sollte der Tag heute mit dem vielen Regen erst mal die Ausnahme bleiben.

31.5.2010

Achter Tag

Filed under: China-Reise 2010 — Christoph @ 23:00

Das Problem mit dem frühen Aufstehen habe ich damit umgangen, dass ich mich gar nicht erst schlafen gelegt habe. Hätte sich auch wirklich nicht gelohnt. Nachdem ich mit Blog Schreiben, Packen und allem fertig war, wäre eh nur noch etwa eine Stunde Schlaf drin gewesen, denn um 5:30 ging schon mein Shuttlebus zum Flughafen in Hangzhou. Die Fahrdienste und vieles weiteres in der Organisation der Weltmeisterschaft wurden übrigens ehrenamtlich von Hangzhou-Bürgern geleistet und das waren nicht mal alles Go-Spieler. Der Flug nach Changsha ist mir nicht großartig in Erinnerung, ich habe das meiste davon verschlafen. Wie gewohnt wollte einem in Changsha wieder jeder ein Taxi ins Zentrum aufschwatzen, wobei der wieder sehr schnelle Expressbus mit 15 Yuan nur etwa 1/10 eines Taxis gekostet haben dürfte. Vom Bus aus habe ich kurz vorm Eintreffen am Bahnhof von Changsha ein Stadtviertel gesehen, dass wohl ein einziger Großmarkt für alle möglichen Arten von Gütern war. Nachdem ich mein Gepäck in die Aufbewahrung gegeben hatte (war nicht leicht zu finden) und mir noch ein Ticket (leider gab es nur „Hard Seat“!) für die am 3.6. anstehende Zugfahrt von Huaihua nach Guilin gekauft habe, machte ich mich auf den Weg, mit den Stadtbussen einigermaßen an das Großmarkt-Viertel heranzufahren. Ging sogar recht gut. Erst beobachtete ich, welche Nummern in die richtige Richtung fuhren und wartete dann den nächten Bus mit dieser Nummer ab. So kam ich auf etwa 15 Minuten Fußweg an den Großmarkt ran. Die Uhrzeit mag mit so 11 Uhr vielleicht nicht ganz ideal gewesen zu sein, jedenfalls waren zwar alle Stände geöffnet, das Leben dort hielt sich aber sehr in Grenzen. Zunächst lief ich durch Stände/Läden, die sich offenbar auf Gastronomiebedarf konzentriert hatten. Von der Servierte bis zur Großküche gab es alles. Das Areal des Großmarkts war riesig, das Angebot der Waren erschien mir aber doch irgendwie eingeschränkt. So hatte ich eigentlich vor allem auch auf frisches Gemüse/Fisch/Fleisch gehofft, aber das gab es hier gar nicht. Lebensmittel gab es schon, aber nur in haltbaren Abpackungen wie z.B. Instantnudeln oder Getränke. Insofern hatten sich meine Hoffnungen nicht ganz erfüllt, aber interessant ware es trotzdem.

Großmarkt in Changsha Großmarkt in Changsha

Ich nahm dann wieder einen der Stadtbusse in Richtung Zentrum und blieb solange drin bis der Bus nicht mehr in die von mir gewünschte Richtung fuhr. Die Fahrstrecke kann man auf dem Nokia-Handy sehr gut verfolgen – auch ohne GPS. Ich lief dann zu Fuß weiter in Richtung einer Fußgängerzone, die von meinem Reiseführer erwähnt wurde. Besagte Fußgängerzone ist sehr modern herausgeputzt und u.a. voller Läden wie man sie auch in jeder deutschen Großstadt finden kann. Man darf sich aber von dieser Fassade nicht täuschen lassen. Geht man nur 50m in eine Seitenstraße, dann ist man mitten im Slum. Heruntergekommene Häuser und einfachste Läden und Garstände prägen das Bild. Obwohl das Essen hier eigentlich ganz okay aussah, habe ich mich dann doch nicht herangetraut. Das Standardessen waren verschiedene Zutaten (meist Gemüse und dazu entweder Nudeln oder Reis), die im Wok kurz scharf angebraten wurden. Eine weitere angesagte Richtung schienen verschiedene eingelegte Gemüse zu sein. Den wiederlichen Geruch des „Stinke-Tofus“, der in Hangzhou und Shanghei eine lokale Spezialität ist, habe ich hier zum Glück nur einmal wahrgenommen. Der Geruch ist wirklich nur von den öffentlichen Klos hier in Bahnhofsnähe zu übertreffen.

Garküche im Slum

Changsha wird durch einen großen Fluß geteilt, den ich wenigstens mal angucken wollte. Also wieder mit einem Stadtbus in die entsprechende Richtung gestartet und wieder hat es hervorragend geklappt. Der Fluß war allerdings langweilig. Es gab eine Promenade, die für sich ganz okay war, aber von der Promenade gab es nicht mehr zu gucken als die Angler am Flußufer und den einen oder anderen exotisch aussehenden Vogel.

Vom Laufen war ich langsam auch etwas müde und dachte, ich gucke mir einfach noch ein wenig Chinesen in der Fußgängerzone an. Aber auch das wurde schnell langweilig, so dass ich dann doch schon recht früh wieder zum Bahnhof zurück bin. In einem kleinen Park habe ich mich vom Tag erholt bis es dunkel wurde. Seitdem sitze ich im Innenbereich des Bahnhofs, der doch eine Ecke kleiner und weniger hektisch ist als der in Hangzhou. Dennoch war die Tickethalle wieder beeindruckend.

Tickethalle Changsha

Der ganze Tag war recht schwül, wobei die Sonne die Dunstschicht den ganzen Tag nicht wirklich auflösen konnte. Ich habe noch an keinem Tag in China mehr geschwitzt als heute. Allmählich (21:50 Uhr) wird es hier im nicht klimatisierten Bahnhofsgebäude allerdings erträglicher. Ein lustiges Bild hat sicher abgegeben als ich hier vorhin bestimmt so eine Stunde auf einer großen Treppe liegend geschlafen habe. Das machen die Chinesen aber genauso.

Mit meinen blonden Haaren bin ich hier in Changsha doch mehr aufgefallen und ich werde regelmäßig angesprochen, teilweise sogar auf Englisch. (Wer mir was verkaufen möchte, wird da natürlich nicht mitgezählt.) Bisher habe ich mich aber darauf beschränkt, freundlich zurückzugrüßen und ansonsten meiner Beschäftigung weiter nachzugehen. Das sollte ich mal überdenken, könnte ja ganz lustig sein, zu gucken, wie Chinesen reagieren, wenn man sich mehr auf sie einlässt. Mein Reiseführer prognostiziert für die meine Zugfahrt auf einem „Hard Seat“ ja gemeinsames Saufen und Kartenspielen mit den Chinesen. Naja, Kartenspielen vielleicht. Wobei ich vorhin im Park einer Gruppe von vier älteren Damen zugeschaut hatte, bei denen ich vermutet hätte, dass sie „Tichu“ spielen, ein weit verbreitetes Kartenspiel, dessen Regeln ich eigentlich meinte in etwa durchschaut zu haben. Das kam mit dem was die Damen dort spielten aber gar nicht hin. Außerdem scheint in Changsha noch ein weiteres Kartenspiel sehr üblich zu sein, das aber auch mit anderen Karten gespielt wird als Tichu. Gerade in den ausgedehnten Slums/Altstadt hier in Changsha sieht man aber am häufigsten Majong. Chinesisches Schach habe ich auch ein paar Mal gesehen, Go leider wie erwartet noch gar nicht.

Da Changsha nicht wirklich was tolles zu bieten hat, war das heute daher eher ein etwas dröger Transfertag mit viel Warterei. Verbunden mit dem fehlenden Schlaf war’s jetzt nicht so toll. Dafür bin ich guter Dinge, dass ich im Zug gut schlafen werde.

Das System der Bahnhöfe in China unterscheidet sich erheblich von denen in Deutschland. Das geht am Eingang los. Man kommt nur mit gültigen Fahrschein überhaupt in den Bahnhof rein und das Gepäck wird durchleuchtet. Im Innenbereich kann man nicht direkt zum jeweiligen Gleis gehen sondern nur in Warteräume. Dort sind endlose Stuhlreihen aufgebaut und man nimmt in der Reihe Platz, die für den eigenen Zug vorgesehen ist. Etwa 10-15 Minuten vor Abfahrt wird dann für diesen Zug eingelassen und man läuft durch Gänge bis zum jeweiligen Gleis. Da mein Zug in Changsha eingesetzt wurde, stand er da schon. Normal verteilt man sich dann auf dem Gleis und wartet noch auf den Zug. Im Zug war es reicht einfach, den richtigen Platz zu finden. Wagen und Abteil stehen lesbar auf dem Fahrschein, nur ob mein gebuchtes „Hard Sleeping“ unten, mittig oder oben ist, das musste ich noch einen Mitreisenden fragen. Mein Schlafplatz war unten, etwas teurer als mittig oder oben, aber dafür bequemer. Jeder dieser Liegewagen hat einen eigenen Waschraum und natürlich Toiletten (die ich zum Glück nicht ausprobieren musste). Kurz nach der Abfahrt kommen ein paar Verkaufsstände mit Obst und Getränken durch den Zug und kurz danach die Schaffner, die nicht etwa die Fahrscheine kontrollieren (das übernehmen die Bahnhöfe) sondern aufnehmen, wann welcher Fahrgast aussteigen möchte, um diesen auch rechtzeitig etwa 30 Minuten vorher zu wecken.

Wartehalle 4 Changsha Liegebett 002/8/unten

Im übrigen: China stinkt und ist laut.

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