Standort (Google-Maps)
Puh, das kann ja was werden mit dem „Domestic Ship“ auf dem Yangzi. Ich habe gerade eingecheckt und, naja, sagen wir, ich hatte schon mit einer gewissen Bandbreite gerechnet was so die Qualität angeht. Die Realität ist aber doch schon ziemlich am unteren Ende womit ich so gerechnet hatte. Okay, es gibt eine freie Steckdose, da hatte ich nicht unbedingt mit gerechnet. Dafür beispielsweise keine Handtücher, die Naßzelle ist Klo (Loch im Boden), Dusche und Waschstelle in einem. Testweise habe ich mal die Wasserhähne aufgedreht. Warm tut sich gar nichts (gibt’s vermutlich nur zu bestimmten Uhrzeiten) und bei kalt kam einen kurzen Moment vernünftiges Wasser raus und seitdem nur braune Brühe … hoffentlich ändert sich das wieder. Vom Geruch her ist’s auch nicht so völlig optimal. Wahrscheinlich werde ich es halten wie die Chinesen und die Hygiene auf’s nötigste beschränken und mich auf das vermutlich anständige Hotel in Xian freuen (Fotos der Kabine gibt’s am Ende dieses Beitrags). Ich habe aber einen sehr netten chinesischen Jungen so knapp unter 20 würde ich schätzen als Zimmernachbarn, der sogar recht ordentlich Englisch redet. Später gab es noch eine Änderung und statt des Jungen schlief sein Vater bei mir im Zimmer – allerdings habe ich ihn kaum gesehen.
Bereits kurz nach 7 Uhr ging es heute morgen aus dem Hotel und mit dem Taxi zum Busbahnhof in Zigong und von dort in nur 3,5 Stunden über die Autobahn nach Chongqing. Die Autobahnen hier unterscheiden sich nur durch Mautstellen und zumeist weniger Verkehr von denen in Deutschland. Somit war ich dann schon vor 12 Uhr in Chongqing wo ich auch mein Zugticket für meine letzte Zugreise in China von Yichang nach Xian in Anschluss an die Yangzi-Kreuzfahrt kaufen konnte. Die Ticketverkäufern hat erst mal eine Kollegin geholt und sie mein Ticket abfertigen lassen, sehr lustig. Anschließend habe ich den Agenten für meine Yangtze-Kreuzfahrt angerufen und er hat mich vom Bahnhof abgeholt und zum Ticketoffice gebracht wo ich den Betrag für die Überfahrt und die Sight-Seeing-Ausflüge während der Fahrt beglichen habe. Anschließend hatte ich viel Zeit, denn der Checkin auf dem Schiff sollte erst nach 18 Uhr sein.
Chongqing liegt am Zusammenfluss des Yangzi (braunes Wasser) mit dem Jialing (eher grünes Wasser) und das Zentrum befindet sich auf der Halbinsel direkt vor dem Zusammenfluss. Meine Erwartung einer lebendigen Hafenstadt wurde etwas enttäuscht. An den Flüssen entlang führen breite Hauptverkehrsstraßen, die auf der Landseite von unansehnlichen Hochhäusern gesäumt werden. An einer Stelle hat man in den Fels (Chongqing ist sehr hügelig) eine Ansammlung von Häusern gebaut, die wohl traditionell anmuten sollen und Innen mit Souvenirläden und Restaurants vollgestopft sind.

Vom Ufer ist es gar nicht so leicht auf das deutlich höher gelegene Zentrum zu gelanden, da es so gut wie keine Verbindungsmöglichkeiten für Fußgänger gibt. In der Tourifalle gab es schließlich einen Fahrstuhl, der einen nach oben brachte. Das Zentrum selbst ähnelte dem von Kunming. Noble Klamottenläden und Kaufhäuser reihen sich in modernen Hochhäusern aneinander und von Leben auf der Straße ist nichts zu sehen.

Erst abseits vom Zentralbereich gab es einen üblichen Markt für Gemüse und Kleintiere.

Ich steuerte dann noch den einzigen grünen Fleck auf dem Stadtplan weit und breit an und der erwies sich als Treffpunkt der einfachen Chinesen der Gegend. Dort wurde unter Bäumen getanzt und gespielt. In die Bäume wurden Käfige mit Singvögeln gehängt, so dass der ganze am Berghang gelegene Park vom Vogelgezwitscher erfüllt war. Dort habe ich eine Weile Chiang-Xi-Spielern zugeschaut – Go gab es leider mal wieder nicht. Dafür gab es ganz ungeniert Pflegestationen für Füße. Und abgehobelte Hornhaut blieb dann eben einfach auf dem Gehweg liegen.

Das Wetter hatte sich inzwischen von bewölkt und grau zu sonnig verbessert. Ich meine auch, es soll die Tage sonnig bleiben.
Am Ausgang des Parks war noch ein kleiner Haustiermarkt, und es scheint hier gerade Mode zu sein, Hunde bis auf den Kopf, den Schwanz und die Füße zu rasieren. Okay, bei Pudeln sieht man das auch schon mal in Deutschland. Bei einem Schäferhund sieht es aber definitiv unmöglich aus.

Was Gebäude angeht, so scheint es nicht in das Denkschema von Chinesen zu gehören, Bauten zu pflegen. Man baut es, lässt es herunterkommen, reißt es ab und stellt was Neues hin.

Dafür haben die Taxen in Chongqing einen coolen Ralleystreifen.

Auf dem Weg zur Fähre konnte ich noch ausgiebig einkaufen, so dass ich zumindest was Getränke angeht die nächsten Tage von dem Angebot der Fähre unabhängig bin. Kurz nach 18 Uhr kam dann auch mein Agent „Jimmy“ wieder zum Office und brachte mich bis auf die Fähre in mein Zimmer. Ich habe noch einen Zimmerschlüssel bekommen, für 60 Yuan den Zusatzservice auf Schiff gebucht (beispielsweise darf man auf’s Aussichtsdeck), sowie eine Erkennungsmarke für das Sightseeing-Programm bekommen. Zum Raum habe ich ja einleitend schon was geschrieben, hier noch die Fotos zur Dokumentation. Beim Blick auf den Anleger kann man mein Schiff leider nich richtig erkennen. In der Mitte ist eines der „Luxus-Klasse“, das rechts daneben auch und danach – aber eben verdeckt vom Anleger – das Schiff, mit dem ich unterwegs bin.

Nach Sonnenuntergang zeigt sich Chongqing am Fluss schon interessanter. Die graue Kulisse der Wolkenkratzer verändert sich zu einem bunten Lichtermeer, zu dem auch Ausflugsschiffe beitragen. Auf dem Aussichtsdecks versammeln sich die mitreisenden Chinesen und spielen Karten und machen Fotos. Höhepunkt ist natürlich das Ablegen der Fähre um 21 Uhr.

Auf dem Aussichtsdeck wird es schnell kälter und ich ziehe mich in meine Kabine zurück wo ich recht früh schlafen gehe, denn am nächsten Morgen ist der Ausflug zur „Geistestadt“ schon auf 7 Uhr gelegt.
