Christoph Gerlach Blog Reisen

7.6.2010

Fünfzehnter Tag

Filed under: China-Reise 2010 — Christoph @ 21:28

Heute stand ein Tagesausflug zu den „Westbergen“ oder auf Chinesisch „Xi-shan“ an. Diese grenzen direkt an den sehr großen See „Dian Chi“ im Süden von Kunming und bieten einen großartigen Ausblick auf eben diesen. Mein Reiseführer hat zwar das Ziel vorgegeben, erwies sich aber ansonsten als sehr unzuverlässig. Eigentlich wollte ich einen „Tourbus“ nehmen, aber der fuhr nicht. Zudem war der Abfahrtsort auf der Karte falsch eingezeichnet. Die beschriebene Alternativlösung mit lokalen Bussen funktioniert inzwischen auch nicht mehr und so habe ich bestimmt 45 Minuten zugebracht, durch die Gegend zu laufen und dem Ziel irgendwie näher zu kommen.

Letztlich saß ich dann doch im richtigen Bus und dieser fuhr bis an den Fuß der Westberge von wo man dann zu Fuß von 2000m auf etwa 2500m aufsteigt und dabei eine Strecke von etwa 10km in einer Richtung überwindet. Noch im Bus wurde ich von einem lustigen älteren Chinesen mit Hut auf recht gutem Englisch angesprochen, woher ich denn käme und so. Er und seine Frau stiegen auch einen Abschnitt die Westberge auf aber nur bis zu einem Park. Die Zeit des Aufstiegs nutzte „Yang Liwen“, um mir chinesische Lieder vorzusingen und zu prüfen, ob ich denn meine Finger so toll verbiegen kann wie er. Dazu grüßte er etwa jeden zweiten Chinesen, der sonst auf dem Berg unterwegs war – offensichtlich alles Stammbesucher. Außerdem gab er an, Lehrer zu sein und das seien teilweise seine Schüler gewesen, denen er begegnete. Als er sich verabschiedete schlug ich vor, man könne ja noch ein Foto zusammen machen. Hat sogar ganz gut geklappt dafür, dass ich die Kamera dem nächsten Passanten in die Hand gedrückt habe.

Foto mit Yang Si Wen und Ehefrau

Auf dem Weg nach oben konnte man zwei Tempelanlagen besichtigen. Die erste fand ich besser, da sie einen sehr interessant mit zahllosen und teils lustigen Figuren ausgeschmückten Gebetsraum hatte (innen durfte man leider nicht fotografieren).

Tempel Tempel Tempel

Vor dem letzten Abschnitt gönnte ich mir passend zur Mittagszeit eine als „typische Yunnan-Küche“ angepriesene Nudelsuppe (für 15 Yuan, also 2 Euro). Sie war etwa so langweilig wie sie aussah, aber mit der zum Glück am Tisch verfügbaren Chillipaste (ähnlich Sambal Oelek) änderte sich das schnell. Interessant war die Zubereitung. Die Suppe wurde nicht fertig an den Tisch gebracht sondern erst vor meinen Augen zusammengerührt. In der Schale befand sich noch kochendes Wasser und auf kleinen Schälchen gab es diverse Gemüse, ein Ei, etwas Hühnerfleisch und eine große Schale Nudeln. Alles wurde dann von der Bedienung in meine Suppe gerührt (außer den Schinken, da konnte ich rechtzeitig bremsen), umgerührt und fertig. Auffällig war wieder der sehr hohe Fettanteil in der Suppe.

Yunnan-Suppe

Anschließend ging es zum Highlight, ein als „Dragon Gate“ bezeichneter Aussichtspunkt mitsamt einem abgetrenten Bereich drum herum, der sich als verwinkeltes Netzwerk von Treppen und Gängen im Stein erwies – alles ziemlich gefährlich wirkend an eine dem See zugewandte Steilwand geklatscht. Beim Blick nach unten würde ich sagen, bis ins Wasser springen schafft man nicht. Aber die Autobahn sollte drin sein.

Blick auf Typischer Weg am Steilhang Blick auf den See Wenn die Steilwand keinen Halt bietet, dann wird eben ein Tunnel gegraben. Blick die Steilwand entlang. … und dasselbe Foto von ein paar Metern weiter hinten, so dass man den abendteuerlichen Balkon sieht. Blick nach unten.

Schließlich führte der Weg durch die Steilwand bist nach ganz oben auf die Spitze des Berges fast. Von dort konnte man entweder mit der Seilbahn weiter oder zu Fuß durch einen Steinwald absteigen (wofür ich mich entschieden habe).

Steinwald Ein Pavillion guckt aus den Gipfeln.

Von der Mitte des Berges habe ich dann doch eine Seilbahn runter genommen, die aber auf die gegenüberliegende Halbinsel geht und es schien dorthin keinen einfachen Fußweg zu geben. Von dort habe ich noch mal ein Foto der Steilwand gemacht. Man kann es nicht so sehr gut erkennen, aber mit etwas Fantasie sieht man die Wege, Treppen und Tempel in der Steilwand und dort bin ich von unten rechts nach links halboben und dann nach ganz oben gewandert.

Steilwand

Dann lautete die Aufgabe, sozuagen vom Ende von Kunming aus irgendwie zum Hotel zu kommen. Da ist mir mit dem „A1“-Bus offenbar ein Glücksgriff gelungen. Ich bin eigentlich nur zufällig in den nächsten Bus gestiegen und der fuhr im Zickzack auf mein Hotel zu, so dass ich nur noch 5 Minuten zu Fuß gehen musste letztlich. Auf dem Weg habe ich erfreulicherweise meine Wäsche in Empfang nehmen können. Es kam in etwa wie erwartet, wobei ich doch glaube, dass sie die Unterhosen nicht gebügelt haben. Dafür hat jedes Kleidungsstück eine individuelle Verarbeitungsplakette angetackert bekommen und bis auf die Jeans wurde alles aufwändig in Folien verpackt.

Wäsche

Abends bin ich noch was essen gegangen aber habe nichts Spektakuläres mehr erlebt.

Morgen abend sitze ich im Nachtzug von Kunming nach Leshan und kann daher keinen Blogeintrag veröffentlichen, der wird dann wieder nachgereicht.

6.6.2010

Vierzehnter Tag

Filed under: China-Reise 2010 — Christoph @ 23:14

Standort (Google-Maps)
Kunming liegt übrigens 2000m über dem Meeresspiegel und ziemlich im Westen von China.

Heute habe ich relativ lange ausgeschlafen bevor ich Hotelpersonal, Passanten und Reinigungsshopbetreiberin mit der Situation konfrontierte, dass ich gerne meine Wäsche gewaschen hätte. Auch wenn es immer wieder auf’s neue probiert wurde habe ich mich standhaft geweigert, Chinesisch zu verstehen. Am anstrengendsten war es im Reinigungsladen. Dabei hatte ich ja nur eine ganz einfache und naheliegende Frage: „Wann kann ich meine Wäsche wieder abholen?“. Ich glaube, wir sind uns nach endlosem hin und her (ich schreibe Datum auf und mache Gesten – sie schreibt einen Wust von Kanjis auf, die sie mir dann noch vorliest) einig geworden, dass die Wäsche morgen schon fertig sein wird. Der Preis ist mit 132 Yuan (etwa 18 Euro) ziemlich hoch, so dass ich mal davon ausgehe, dass ich eine Spezialreinigung gebucht habe und selbst meine Unterhosen gebügelt zurückbekomme. Vermutlich kämen normale Chinesen nie auf die Idee, ihre Sachen einfach nur waschen zu lassen. Naja, im schlimmsten Fall muss ich mir eben noch einiges an Klamotten hier nachkaufen, wenn das mit der Reinigung jetzt total schief geht.

Anschließend habe ich mich zum „Blumen- und Vogelmarkt“ aufgemacht. Der Markt war nicht mehr ganz so interessant wie mein Reiseführer versprach, aber es gab Fische zu gucken (ausnahmesweise nicht zum Verzehr vorgesehen sondern zur Zierde). Sogar einen etwa 80cm großen Hai.

Zierfischladen Kreisverkehr Kleine Höhlenwelse Fast wie unser Flussbarsch Hai für’s Aquarium zuhause

Vögel gab es nur an vielleicht zwei Ständen. Verkauft wurden offenbar heimische Singvögel.

Vogelhändler

Anschließend steuerte ich einen hauptsächlich aus Seen bestehenden Park an, der wohl vor allem am Wochenende von den Einwohnern Kunmings für allerlei kulturelle Betätigung genutzt wird. So gibt es zahlreiche Gruppen, die musizieren oder auch Theater aufführen. Und es gibt viele „professionelle“ Zuschauer, die mit Campinghocker und Schirm ausgestattet die besten Plätze einnehmen.

Sängerin mit Begleitung Vermutlich Tiertanz Gesang und Tanz

Der Park selbst war auch recht hübsch.

Park Der stolze Erpel gab seinen Posten auch nicht auf als links und rechts die Fische gefüttert wurden

Auf dem Weg zurück zu meinem Hotel habe ich zufällig einen kleinen Laden gesehen, der Go-Material verkauft. Das war jetzt außerhalb der Weltmeisterschaft erst der zweite Hinweis überhaupt, dass in China Go gespielt wird (und beim ersten Hinweis wurde das Go-Brett als Tisch zum Kartenspielen verwendet).

Go-Laden

Das Abendessen bestand heute aus Garnelen und Gemüse, beides hätte meiner Meinung nach auch etwas kräftiger gewürzt sein können.

Garnelen Gemüse

In einem anderen Restaurant durfte ich die Küche fotografieren.

Blick in Restaurantküche

Recht dicht an meinem Hotel ist das Vergnügungsviertel von Kunming mit einer großen Anzahl von Spielhöllen, Discos und einfachem Straßenessen. Richtige Restaurants findet man erst ein Stück aus dem Vergnügungsviertel heraus.

DanceDanceRevolution - auf chinesisch Straßenessen

5.6.2010

Dreizehnter Tag

Filed under: China-Reise 2010 — Christoph @ 22:50

Heute wollte mich glatt zwei Mal ein Taxifahrer über’s Ohr hauen. Zunächst in Guilin als ich quasi schon vor dem Bus zum Flughafen stand bot mir ein Taxifahrer an, mich für 20 Yuan zum Flughafen zu bringen – das ist exakt der Preis des Busses. Jaja, alles klar. Und in Kunming vom Bahnhof zum Hotel bot mir ein Taxifahrer den Festpreis 50 Yuan an. Da bin ich dann zum nächsten Taxi gegangen und habe mit Trinkgeld 15 Yuan bezahlt.

Ein wenig beunruhigend war vor Abflug als unser Flugzeug noch mal zurück zur Parkposition gefahren ist, sie das linke Triebwerk direkt vor meinem Fensterplatz öffneten und wie gebannt reinstarrten. Dann wurde noch ein Putzlappen geholt und anschließend das Triebwerk noch mal angeworfen während das Bodenpersonal mit einem Handfeuerlöscher (!) bereitstand. Beim Start hat der Pilot zunächst auch sehr vorsichtig beschleunigt. Der Flug selbst war dann aber völlig problemlos.

Während der Flughafen in Guilin offenbar für zukünftigen Bedarf ausgelegt und heute völlig überdimensioniert ist, so ist der in Kunming eindeutig unterdimensioniert. Meine Fluggesellschaft „China Southern“ hat übrigens wohl gerade einen Airbus 380 erstanden und man konnte sich vor einem A380-Poster fotografieren lassen was bei den Chinesen sehr gut ankam. Aber die Lufthansa ist da ja genauso stolz drauf. Ich persönlich möchte möglichst nie mit so einem Flugzeug fliegen.

Vom Flughafen bin ich direkt zum auf dem Weg liegenden Bahnhof gefahren (für 1 Yuan mit dem lokalen Bus, also etwa für 12 Cent) und mir ist es gelungen, endlich mein Ticket von Kunming nach Leshan zu kaufen. In Guilin wurde noch behauptet, man könne von Kunming gar nicht in die Richtung fahren und selbst in Kunming wurde behauptet, Leshan würde nicht existieren. Also, wenn ich „Leshan“ gesagt hätte, okay, mit der Aussprache ist es so eine Sache. Aber ich kaufe meine Tickets immer mit vorgeschriebenen Zetteln wo das Datum, die Zugnummer, Abfahrt und Ankunft jeweils mit Zeit und noch die gewünschte Klasse draufsteht. Aber jetzt hat es ja geklappt. Dann fehlt mir nur noch das Ticket für eine einzige lange Zugfahrt. Das werde ich wohl in Chongqing besorgen bevor ich dort einschiffe.

Als ich im Hotel ankam war es schon fast Abend. Ich habe mich kurz erholt und bin dann in die Fußgängerzone. Kunming hat eine komplett modernisierte Innenstadt mit großen Kaufhäusern und Markengeschäften. Die sonst üblichen kleinen Läden und Garstände sind hier offenbar mit Gesetzesmacht aus der Innenstadt verdrängt worden. Auch um den direkten Geschäftsbezirk herum gibt es kaum dergleichen, das ist schon fast gespenstisch, denn dieses bunte Leben gab es bisher in jeder Stadt, die ich besucht habe. Für etwas über 20 Euro habe ich mir bei der Gelegenheit eine zweite Jeans gekauft und morgen früh werde ich meine ganze schmutzige Wäsche hier im Hotel zum Waschen abgeben. Damit sollte ich dann über die Runden kommen.

An Fotos habe ich jetzt heute keine nennenswerte Ausbeute und hänge einfach mal ein paar Schnappschüsse aus Kunming an.

Dino ^___^ Shopping Mals Hauptstraße

4.6.2010

Zwölfter Tag

Filed under: China-Reise 2010 — Christoph @ 23:06

Heute stand ein vor Ort bei einem der zahllosen Agenturen gebuchter Tagesausflug auf dem Li-Fluss von Guilin nach Yangshuo auf dem Programm. Diese Tour gilt als eines der Highlights in China wegen der einmaligen Landschaft am Fluss und rund um Yangshuo. Der Ort Yangshuo selbst ist hingegen nichts tolles. Dort gibt es lediglich jede Menge Versuche, den Touristen das Geld aus der Tasche zu ziehen.

Nach 8 Uhr morgens wurde ich von einem Kleinbus im Hotel abgeholt und zum Sammelpunkt für den Reisebus gebracht, der uns von Guilin zum Abfahrtspunkt der Fähren brachte, der etwa 10 Kilometer südlich von Guilin liegt. Unsere Fähre sah von außen etwas schäbig aus, zickte aber während der Fahrt nicht herum und man guckt ja eh immer vom Aussichtsdeck aus in die Landschaft. Wir hatten einen englischsprachigen Führer, der uns ganz gut mit allen möglichen Informationen zum Fluss und den Menschen ausstattete.

Fähre

Anschließend ging es inklusive einfachem Mittagessen an Bord rund 3,5 Stunden lang flußabwärts bis Yangshuo. Es war relativ diesig was hier aber wohl keine Seltenheit ist.

Li-Fluss Li-Fluss Li-Fluss Li-Fluss, die 9 Pferde Li-Fluss Li-Fluss Li-Fluss

In Yangshuo konnte man sich entscheiden, ob man eigenes Programm macht bis der Bus zurück nach Guilin fährt oder noch eine weitere Tour bucht, die in der Gegend von Yangshuo eine Floßfahrt und einen Dorfbesuch beeinhaltet. Dafür habe ich mich dann auch entschieden. Wir wurden mit dem Bus in die Umgebung von Yangshuo gebracht wo wir zunächst auf Flößen ein Stück kutschiert wurden. Als erstes führte man uns die traditionelle Fischereimethode mit Kormoranen vor. Der Komoran hatte ziemlich sofort einen etwa handgroßen Fisch gefangen und kann diesen nun wegen des Strickes um den Hals nicht verschlucken. Beim zweiten Bild hechtet der Kormoran dem Fisch hinterher, den der Fischer gerade wieder ins Wasser geschmissen hat.

Kormoranfischen Kormoranfischen

Dann fuhren wir ein Wehr hinunter – von unserem Reiseführer übertrieben als „Rafting“ bezeichnet. Als man von der Kante hinab guckte sah es aber schon ein wenig gefährlich aus.

Wehr

Man wurde sogar dabei fotografiert und konnte sich die Fotos direkt ausgedruckt mitnehmen – geschäftstüchtig sind Chinesen allemal. (Ich habe es natürlich nicht gekauft.)

Während das mit dem Kormoranfischen heute wohl nur noch für die Touristen gemacht wird, werden Wasserbüffel noch immer überall zum Umgraben der Reisfelder eingesetzt. Uns ließ man ein paar füttern und streicheln.

Wasserbüffel

Als letztes besichtigten wir noch das angrenzende Dorf, das wegen seiner 1416 erbauten Brücke berühmt ist und offenbar ständig Hochzeitspaare für Fotos anzieht.

Brücke Hochzeitsfotos Bootsfahrer

Hinter der Brücke drehte man noch eine Runde mit uns in den Flößen bevor es noch zur Dorfbesichtigung an Land ging. Anschließend fuhr uns der Bus zunächst zurück nach Yangshuo und dann weiter nach Guilin wo ich gegen 18 Uhr vor meinem Hotel abgesetzt wurde.

Nach einer kurzen Erholung bin ich noch mal in die Stadt wo wie für einen Freitagabend erwartungsgemäß viel los war. Diesmal habe ich es auch noch gerade so in ein Restaurant geschafft (leider war die englischsprachige Karte relativ eingeschränkt und ich habe „nur“ eine Gemüsesuppe gegessen, die aber mit Ingwer ganz interessant gemacht war). Am Schluss putzten die Angestellten in der Tat schon den Boden rund um meinen Tisch und die ersten Lichter gingen aus – ganz wie von meinem Reiseführer versprochen.

Nachtangeln war sehr beliebt und der Nachtmarkt mit allem möglichen von Essen über Ramsch bis hin zu echter Kleinkunst.

Angler in Guilin Nachtmarkt

Nach der ganzen Tour war ich so müde, dass ich um 23 Uhr schon ins Bett gefallen bin. Daher kam dieser Blog-Eintrag jetzt erst etwas verspätet.

Gleich geht es auch schon los zum Flughafen und dann mit einem Inlandsflug nach Kunming. Dort muss ich mir zunächst unbedingt ein Zugticket für die Weiterfahrt nach Leshan besorgen. Im Hotel in Kunming müsste ich auch wieder Internet haben.

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