Christoph Gerlach Blog Reisen

15.6.2010

Dreiundzwanzigster Tag

Filed under: China-Reise 2010 — Christoph @ 23:00

Der Tag heute startete wieder mit einem Ausflug um 7 Uhr. Es ging diesmal mit Drachenboten wieder in einen Seitenarm. Da wir mehrere dieser Drachenboote besetzten, machte man sich den Spaß, die Touristen an die Paddel zu lassen und ein kleines Drachenbootrennen zu veranstalten. Der durchschnittliche chinesische Tourist ist leider absolut überfordert damit, im Takt zu paddeln und das trotz Taktvorgabe durch eine Trommel. Bei sowas packt mich ja schnell der sportliche Ehrgeiz und ich habe noch versucht, die Leute mit Rufen in den Takt zu bringen aber keine Chance. Wieso unser Boot dann doch das schnellste war kann ich mir nur damit erklären, dass es in den anderen Booten auch nicht besser lief.

Extra für uns Touristen diese Artisten in geschätzten 50 Metern Höhe über der Schlucht.

Nach einer gewissen Zeit landete man an einer Station auf dem Wasser, von wo aus man zu Fuß über einen langen Steg im Wasser in eine nochmals abzweigende Schlucht ging. Diese verengte sich schließlich auf wenige Meter Breite bei weit über 100m Höhe. über abenteuerliche Treppen stieg man hinauf und ging den Weg zurück zum Anleger über größtenteils freischwebende Wege. Mit dem Drachenboot ging es dann zurück zum Schiff, womit mein gebuchtes Ausflugsprogramm endete.

Die Schlucht verengte sich mehr und mehr. Die engste Stelle der Schlucht. Blick in den Urwald Blick von oben auf den engsten Teil der Schlucht. Im Drachenboot zurück. Felsformation Ein sehr urwaldiges Seitental.

Man hätte noch den Drei-Schluchten-Damm besichtigen können, der mich aber nicht sonderlich interessiert hat und die Zeit bis zu meinem Zug knapp gemacht hätte. Gegen 11 Uhr kamen wir mit dem Schiff etwas westlich von Yichang an und der Rest der Strecke wurden wir mit dem Bus gebracht. So war ich um 12:15 doch recht froh, diesen Gruppentourismus unter Chinesen hinter mir zu haben.

Yichang hat wohl eine ganz nette Uferpromenade am Yangzi, ich hatte aber keine Zeit sondern musste gleich zusehen, dass ich vom Busbahnhof am Fluss zum Bahnhof etwas nördlich der Innenstadt komme. Außerdem sollte ich noch etws Verpflegung für immerhin 18 Stunden Zugfahrt aufnehmen. Im Bahnhof und im Zug gibt’s nichts Neues. Ich habe wieder Liegewagen „hard sleeping“ und außer einer größeren Gruppe amerikanischer Rucksacktouristen ist hier nichts außergewöhnliches zu vermelden. Der Zug macht einen riesigen Umweg von etwa 500km, vermutlich weil das Gebirge – welches im übrigen auch vom Yangzi durchschnitten wird – zu unwirtlich ist als dass sich eine direkte Bahntrasse lohnen würde. Am Yangzi hätte ich ja auch viel Zivilisation link und rechts erwartet, das war aber nur selten so. Dieses Gebirge ist wohl tatsächlich selbst für Chinesen zivilisationsfeindlich.

14.6.2010

Zweiundzwanzigster Tag

Filed under: China-Reise 2010 — Christoph @ 23:00

Heute ging es sogar schon vor 7 Uhr los mit einem Landgang zum „Baidi Cheng“ – dem Haus des „weißen Kaisers“, in Teilen wohl 2000 Jahre alt. Ich fand’s interessanter als die Landgänge davor, weil diese Anlage durchgängig ganz hübsch gestaltet ist. Die Chinesen haben sich erfreulicherweise im wesentlichen an ihre jeweiligen Reiseführer gehalten, so dass man auch mal die Chance hatte, etwas ohne eine Gruppe Chinesen um sich herum anzugucken. Die ganze umliegende Gegend hier scheint von dem Massentourismus zu leben. Jedenfalls wird man außerhalb der Kernanlage durchgehend von Souvenir- und Essensverkäufern belagert. Als Besonderheit hätte man sich auch in Sänften von unten auf den Hügel tragen lassen können. Vom Wetter her deutet sich bisher ein Bombentag an. Schon früh morgens ist es ziemlich warm und man sieht stellenweise schon blauen Himmel.

Haus des “weißen Kaisers” Zwei Kraniche Totenkult Totenkult Kachelmosaik

Bis zum Mittag sind wir nach Wushan gefahren von wo aus eine fünfstündige Bootstour in einen Seitenarm des Yangzi anstand.

Blick auf die erste Yangzi-Schlucht Seitenarm des Yangzi

Je weiter man in diesen Arm vordrang, um so interessanter wurde es. Das letzte Stück wurde das große Ausflugsschiff getauscht gegen kleine Holzboote mit immer noch etwa 30 Personen. Von der ganzen Tour auf dem Yangzi bisher das Beste. Das Wetter spielte auch gut mit, wobei es so direkt am Wasser doch noch erträglich blieb von der Hitze her. Mit Schluchten bin ich jetzt allerdings langsam gesättigt.

Trip mit Holzbooten Trip mit Holzbooten Trip mit Holzbooten

Die zweite Yangzi-Schlucht haben wir noch kurz vor Einbruch der Dunkelheit passiert, ich fand sie jetzt nicht so spektakulär. Das wird aber am erhöhten Wasserstand liegen. In Wushan gab es eine Anzeige, die auf 146m stand. Da die Staumauer 100m hoch ist, kann das aber nicht die Veränderung gegenüber dem Pegel des Yangzi vor der Aufstauung sein, dennoch werden die Yangzi-Schluchten allesamt sehr viel spektakulärer gewesen sein bevor das Wasser aufgestaut wurde.

Rückkehr zum Yangzi-Hauptarm Blick zurück vom Schiff

13.6.2010

Einundzwanzigster Tag

Filed under: China-Reise 2010 — Christoph @ 23:00

Standort Fengdu (Google-Maps)

Die Hoffnung, man könne sich an den Gestank aus dem „Bad“ gewöhnen, hat sich nicht erfüllt. Außerdem haben wir am sehr frühen Morgen in Fengdu angelegt, so dass der stetige Luftstrom durch das offene Fenster auch reduziert ist. Der Tag beginnt diesig und es regnet.

Der Regen hört zum Glück auf kurz nachdem wir in Fengdu, der „Geisterstadt“, um 7 Uhr morgens an Land gegangen sind. Den Versuchen mir noch Geld aus der Tasche zu ziehen (beispielsweise statt 500m laufen einen Bus nehmen oder den Berg mit der Seilbahn erklimmen) widerstehe ich. Auch die zahlreichen Sourvenirverkäufer haben kein Glück obwohl sie sich teilweise lautstark ins Zeug legen. Hat man das überstanden, so wandert man durch einen Park mit einzelnen Tempeln, die entweder normalen Tempeln ähneln oder aber – und das ist das spezielle an Fengdu – der Geisterwelt gewidmet sind. Nachgebildet ist wie ein Verstorbener vor das jüngste Gericht tritt. Diverse Szenen zeigen was einem alles gruseliges wiederfahren kann. Nicht alles der Anlage war zugänglich, da fleißig renoviert wurde. Einige Gebäude werden offenbar auch mit Beton neu hochgezogen und dann äußerlich auf alt getrimmt. Da sind die Chinesen ja völlig schmerzfrei.

Fengdu Fengdu Fengdu Fengdu Fengdu Fengdu Fengdu Fengdu Fengdu Fengdu

In einem zweiten Zweig der Anlage gab es nicht mehr ganz so viel zu sehen, dafür eine Art Geisterbahn, nur eben zum Durchlaufen. Ansonsten durchaus unseren Geisterbahnen vom Rummel zu vergleichen. Da schnellt mal ein Geist hervor oder es gibt im schummerigen Licht eine grausame Szene zu sehen. Irgendwie ahnte ich es ja, dass da noch was kommt und tatsächlich, mitten im Labyrinth kam eine „Mautstelle“ und man sollte 5 Yuan zahlen, um weiter zu dürfen. Das war mir dann aber doch zu dumm und ich bin einem älteren chinesischen Ehepaar hinter her, die den nächsten Notausgang benutzten.

Fengdu “Geisterbahn” Fengdu “Geisterbahn”

Das (gefühlt) Beste an Fengdu waren aber eindeutig die benutzbaren Toiletten und Waschbecken.

Kurz vor 10 Uhr war ich wieder auf unserem Schiff, an das noch ein wesentlich größeres angelegt hatte.

Schiffe

Es dauerte noch fast bis 11 Uhr bis wir zur Weiterfahrt ablegten. Ich habe mich schlafen gelegt und bin erst kurz vor unserem nächsten Zwischenstop (allerdings ohne Landgang – ist wohl zum Ein-/Aussteigen von Linienpassagieren vorgesehen) um 14 Uhr wieder aufgewacht. Ein Rundgang auf dem Schiff bestätigt, dass Chinesen alles innerhalb kürzester Zeit vollmüllen. Der Gemeinschaftsbereich rund um das Aussichtsdeck sieht unglaublich aus. Das Schiffspersonal kümmert sich auch nicht drum, na prima. Wenn wenigstens jemand chinesisches Schach oder Go spielen wird, aber leider Fehlanzeige. Dafür spielen alle rauchend und lautstark Karten um Geld. Also bin ich zurück in meine Kabine gegangen, die ich zwar theoretisch teile, mein Mitbewohner lässt sich aber nur zum Schlafen blicken. Wo wir gerade halten weiß ich nicht, aber vom Schiff sieht man nur Hochhäuser und Uferbefestigung, so dass man jetzt auch nicht unbedingt wissen muss wo wir hier sind. Das Wetter hat sich deutlich verbessert und es sind kaum noch Wolken zu sehen. Auch gibt es jetzt ab und zu interessante Ausblicke aus meinem Kabinenfenster, das auf der gleichen Etage liegt wie das Aussichtsdeck. Von hier aus verpasse ich also eigentlich nur das gegenüberliegende Ufer. Der Yangzi wirkt nicht so sehr wie ein Stausee. Das liegt daran, dass das Tal ohnehin sehr schmal war. Dadurch wird der Fluß auch aufgestaut nicht übermässig flächig – jedenfalls bis hierher. Die landschaftlich interessanteren Stellen stehen wohl ab morgen 10 Uhr an, wenn wir die erste der berühten drei Schluchten vor Wushan durchfahren.

Yangzi Yangzi

Gegen 21:30 Uhr haben wir zum zweiten Besichtigungspunkt der Tour festgemacht, den Zhangfei-Tempel in Yunyang, der wegen des Stausees an eine andere Stelle versetzt werden musste. War ganz okay, aber dass ich den Tempel jetzt unbedingt noch gesehen haben müsste kann ich nicht behaupten.

Zhangfei-Tempel Zhangfei-Tempel

12.6.2010

Zwanzigster Tag

Filed under: China-Reise 2010 — Christoph @ 23:00

Standort (Google-Maps)

Puh, das kann ja was werden mit dem „Domestic Ship“ auf dem Yangzi. Ich habe gerade eingecheckt und, naja, sagen wir, ich hatte schon mit einer gewissen Bandbreite gerechnet was so die Qualität angeht. Die Realität ist aber doch schon ziemlich am unteren Ende womit ich so gerechnet hatte. Okay, es gibt eine freie Steckdose, da hatte ich nicht unbedingt mit gerechnet. Dafür beispielsweise keine Handtücher, die Naßzelle ist Klo (Loch im Boden), Dusche und Waschstelle in einem. Testweise habe ich mal die Wasserhähne aufgedreht. Warm tut sich gar nichts (gibt’s vermutlich nur zu bestimmten Uhrzeiten) und bei kalt kam einen kurzen Moment vernünftiges Wasser raus und seitdem nur braune Brühe … hoffentlich ändert sich das wieder. Vom Geruch her ist’s auch nicht so völlig optimal. Wahrscheinlich werde ich es halten wie die Chinesen und die Hygiene auf’s nötigste beschränken und mich auf das vermutlich anständige Hotel in Xian freuen (Fotos der Kabine gibt’s am Ende dieses Beitrags). Ich habe aber einen sehr netten chinesischen Jungen so knapp unter 20 würde ich schätzen als Zimmernachbarn, der sogar recht ordentlich Englisch redet. Später gab es noch eine Änderung und statt des Jungen schlief sein Vater bei mir im Zimmer – allerdings habe ich ihn kaum gesehen.

Bereits kurz nach 7 Uhr ging es heute morgen aus dem Hotel und mit dem Taxi zum Busbahnhof in Zigong und von dort in nur 3,5 Stunden über die Autobahn nach Chongqing. Die Autobahnen hier unterscheiden sich nur durch Mautstellen und zumeist weniger Verkehr von denen in Deutschland. Somit war ich dann schon vor 12 Uhr in Chongqing wo ich auch mein Zugticket für meine letzte Zugreise in China von Yichang nach Xian in Anschluss an die Yangzi-Kreuzfahrt kaufen konnte. Die Ticketverkäufern hat erst mal eine Kollegin geholt und sie mein Ticket abfertigen lassen, sehr lustig. Anschließend habe ich den Agenten für meine Yangtze-Kreuzfahrt angerufen und er hat mich vom Bahnhof abgeholt und zum Ticketoffice gebracht wo ich den Betrag für die Überfahrt und die Sight-Seeing-Ausflüge während der Fahrt beglichen habe. Anschließend hatte ich viel Zeit, denn der Checkin auf dem Schiff sollte erst nach 18 Uhr sein.

Chongqing liegt am Zusammenfluss des Yangzi (braunes Wasser) mit dem Jialing (eher grünes Wasser) und das Zentrum befindet sich auf der Halbinsel direkt vor dem Zusammenfluss. Meine Erwartung einer lebendigen Hafenstadt wurde etwas enttäuscht. An den Flüssen entlang führen breite Hauptverkehrsstraßen, die auf der Landseite von unansehnlichen Hochhäusern gesäumt werden. An einer Stelle hat man in den Fels (Chongqing ist sehr hügelig) eine Ansammlung von Häusern gebaut, die wohl traditionell anmuten sollen und Innen mit Souvenirläden und Restaurants vollgestopft sind.

Pseudo-Alt-Touri-Falle

Vom Ufer ist es gar nicht so leicht auf das deutlich höher gelegene Zentrum zu gelanden, da es so gut wie keine Verbindungsmöglichkeiten für Fußgänger gibt. In der Tourifalle gab es schließlich einen Fahrstuhl, der einen nach oben brachte. Das Zentrum selbst ähnelte dem von Kunming. Noble Klamottenläden und Kaufhäuser reihen sich in modernen Hochhäusern aneinander und von Leben auf der Straße ist nichts zu sehen.

Innenstadt von Chongqing Innenstadt von Chongqing

Erst abseits vom Zentralbereich gab es einen üblichen Markt für Gemüse und Kleintiere.

Markt in Chongqing

Ich steuerte dann noch den einzigen grünen Fleck auf dem Stadtplan weit und breit an und der erwies sich als Treffpunkt der einfachen Chinesen der Gegend. Dort wurde unter Bäumen getanzt und gespielt. In die Bäume wurden Käfige mit Singvögeln gehängt, so dass der ganze am Berghang gelegene Park vom Vogelgezwitscher erfüllt war. Dort habe ich eine Weile Chiang-Xi-Spielern zugeschaut – Go gab es leider mal wieder nicht. Dafür gab es ganz ungeniert Pflegestationen für Füße. Und abgehobelte Hornhaut blieb dann eben einfach auf dem Gehweg liegen.

Park in Chongqing Park in Chongqing Park in Chongqing

Das Wetter hatte sich inzwischen von bewölkt und grau zu sonnig verbessert. Ich meine auch, es soll die Tage sonnig bleiben.

Am Ausgang des Parks war noch ein kleiner Haustiermarkt, und es scheint hier gerade Mode zu sein, Hunde bis auf den Kopf, den Schwanz und die Füße zu rasieren. Okay, bei Pudeln sieht man das auch schon mal in Deutschland. Bei einem Schäferhund sieht es aber definitiv unmöglich aus.

Bepudelter Schäferhund

Was Gebäude angeht, so scheint es nicht in das Denkschema von Chinesen zu gehören, Bauten zu pflegen. Man baut es, lässt es herunterkommen, reißt es ab und stellt was Neues hin.

Abrissbirne

Dafür haben die Taxen in Chongqing einen coolen Ralleystreifen.

Taxen mit Ralleystreifen

Auf dem Weg zur Fähre konnte ich noch ausgiebig einkaufen, so dass ich zumindest was Getränke angeht die nächsten Tage von dem Angebot der Fähre unabhängig bin. Kurz nach 18 Uhr kam dann auch mein Agent „Jimmy“ wieder zum Office und brachte mich bis auf die Fähre in mein Zimmer. Ich habe noch einen Zimmerschlüssel bekommen, für 60 Yuan den Zusatzservice auf Schiff gebucht (beispielsweise darf man auf’s Aussichtsdeck), sowie eine Erkennungsmarke für das Sightseeing-Programm bekommen. Zum Raum habe ich ja einleitend schon was geschrieben, hier noch die Fotos zur Dokumentation. Beim Blick auf den Anleger kann man mein Schiff leider nich richtig erkennen. In der Mitte ist eines der „Luxus-Klasse“, das rechts daneben auch und danach – aber eben verdeckt vom Anleger – das Schiff, mit dem ich unterwegs bin.

Anleger in Chongqing

Nach Sonnenuntergang zeigt sich Chongqing am Fluss schon interessanter. Die graue Kulisse der Wolkenkratzer verändert sich zu einem bunten Lichtermeer, zu dem auch Ausflugsschiffe beitragen. Auf dem Aussichtsdecks versammeln sich die mitreisenden Chinesen und spielen Karten und machen Fotos. Höhepunkt ist natürlich das Ablegen der Fähre um 21 Uhr.

Chongqing von der Fähre aus

Auf dem Aussichtsdeck wird es schnell kälter und ich ziehe mich in meine Kabine zurück wo ich recht früh schlafen gehe, denn am nächsten Morgen ist der Ausflug zur „Geistestadt“ schon auf 7 Uhr gelegt.

Kabine Kabine Kabine

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