Heute stand ein Tagesausflug zu den „Westbergen“ oder auf Chinesisch „Xi-shan“ an. Diese grenzen direkt an den sehr großen See „Dian Chi“ im Süden von Kunming und bieten einen großartigen Ausblick auf eben diesen. Mein Reiseführer hat zwar das Ziel vorgegeben, erwies sich aber ansonsten als sehr unzuverlässig. Eigentlich wollte ich einen „Tourbus“ nehmen, aber der fuhr nicht. Zudem war der Abfahrtsort auf der Karte falsch eingezeichnet. Die beschriebene Alternativlösung mit lokalen Bussen funktioniert inzwischen auch nicht mehr und so habe ich bestimmt 45 Minuten zugebracht, durch die Gegend zu laufen und dem Ziel irgendwie näher zu kommen.
Letztlich saß ich dann doch im richtigen Bus und dieser fuhr bis an den Fuß der Westberge von wo man dann zu Fuß von 2000m auf etwa 2500m aufsteigt und dabei eine Strecke von etwa 10km in einer Richtung überwindet. Noch im Bus wurde ich von einem lustigen älteren Chinesen mit Hut auf recht gutem Englisch angesprochen, woher ich denn käme und so. Er und seine Frau stiegen auch einen Abschnitt die Westberge auf aber nur bis zu einem Park. Die Zeit des Aufstiegs nutzte „Yang Liwen“, um mir chinesische Lieder vorzusingen und zu prüfen, ob ich denn meine Finger so toll verbiegen kann wie er. Dazu grüßte er etwa jeden zweiten Chinesen, der sonst auf dem Berg unterwegs war – offensichtlich alles Stammbesucher. Außerdem gab er an, Lehrer zu sein und das seien teilweise seine Schüler gewesen, denen er begegnete. Als er sich verabschiedete schlug ich vor, man könne ja noch ein Foto zusammen machen. Hat sogar ganz gut geklappt dafür, dass ich die Kamera dem nächsten Passanten in die Hand gedrückt habe.
Auf dem Weg nach oben konnte man zwei Tempelanlagen besichtigen. Die erste fand ich besser, da sie einen sehr interessant mit zahllosen und teils lustigen Figuren ausgeschmückten Gebetsraum hatte (innen durfte man leider nicht fotografieren).
Vor dem letzten Abschnitt gönnte ich mir passend zur Mittagszeit eine als „typische Yunnan-Küche“ angepriesene Nudelsuppe (für 15 Yuan, also 2 Euro). Sie war etwa so langweilig wie sie aussah, aber mit der zum Glück am Tisch verfügbaren Chillipaste (ähnlich Sambal Oelek) änderte sich das schnell. Interessant war die Zubereitung. Die Suppe wurde nicht fertig an den Tisch gebracht sondern erst vor meinen Augen zusammengerührt. In der Schale befand sich noch kochendes Wasser und auf kleinen Schälchen gab es diverse Gemüse, ein Ei, etwas Hühnerfleisch und eine große Schale Nudeln. Alles wurde dann von der Bedienung in meine Suppe gerührt (außer den Schinken, da konnte ich rechtzeitig bremsen), umgerührt und fertig. Auffällig war wieder der sehr hohe Fettanteil in der Suppe.
Anschließend ging es zum Highlight, ein als „Dragon Gate“ bezeichneter Aussichtspunkt mitsamt einem abgetrenten Bereich drum herum, der sich als verwinkeltes Netzwerk von Treppen und Gängen im Stein erwies – alles ziemlich gefährlich wirkend an eine dem See zugewandte Steilwand geklatscht. Beim Blick nach unten würde ich sagen, bis ins Wasser springen schafft man nicht. Aber die Autobahn sollte drin sein.
Schließlich führte der Weg durch die Steilwand bist nach ganz oben auf die Spitze des Berges fast. Von dort konnte man entweder mit der Seilbahn weiter oder zu Fuß durch einen Steinwald absteigen (wofür ich mich entschieden habe).
Von der Mitte des Berges habe ich dann doch eine Seilbahn runter genommen, die aber auf die gegenüberliegende Halbinsel geht und es schien dorthin keinen einfachen Fußweg zu geben. Von dort habe ich noch mal ein Foto der Steilwand gemacht. Man kann es nicht so sehr gut erkennen, aber mit etwas Fantasie sieht man die Wege, Treppen und Tempel in der Steilwand und dort bin ich von unten rechts nach links halboben und dann nach ganz oben gewandert.
Dann lautete die Aufgabe, sozuagen vom Ende von Kunming aus irgendwie zum Hotel zu kommen. Da ist mir mit dem „A1“-Bus offenbar ein Glücksgriff gelungen. Ich bin eigentlich nur zufällig in den nächsten Bus gestiegen und der fuhr im Zickzack auf mein Hotel zu, so dass ich nur noch 5 Minuten zu Fuß gehen musste letztlich. Auf dem Weg habe ich erfreulicherweise meine Wäsche in Empfang nehmen können. Es kam in etwa wie erwartet, wobei ich doch glaube, dass sie die Unterhosen nicht gebügelt haben. Dafür hat jedes Kleidungsstück eine individuelle Verarbeitungsplakette angetackert bekommen und bis auf die Jeans wurde alles aufwändig in Folien verpackt.
Abends bin ich noch was essen gegangen aber habe nichts Spektakuläres mehr erlebt.
Morgen abend sitze ich im Nachtzug von Kunming nach Leshan und kann daher keinen Blogeintrag veröffentlichen, der wird dann wieder nachgereicht.
Christoph, das ist ja ganz ungewöhnlich, dass wir jeden Tag Informationen darüber bekommen, was Du so treibst. Wir genießen es und haben unseren Spaß daran, wie Du dich zurecht findest ohne Chinesischkenntnisse. Schön, dass Du auch mal Kontakt mit Chinesen bekommen hast. Ich wünsche Dir, dass solche Kontakte mal öfter möglich sind. Könnte ja auch mal was Interessanteres sich ergeben. In Leshan wartet ja wohl der Riesenbuddha auf Dich. Aber eine Konversation wird mit ihm sicher auch nicht möglich sein! Weiter viel Spaß, gutes Wetter, bekömmliches Esssen, angenehme Hotels. A. PS.: Uwe Schmidt hat sich mit mir am kommenden Freitag in Deiner Wohnung verabredet, K.
Kommentar by klausi — 8.6.2010 @ 00:51