Es nieselte noch leicht als ich gegen 10 Uhr (endlich) aus dem Hotel raus bin. Fenghuang liegt recht abgelegen in einem bergigen Gebiet. Das macht die Abreise relativ übersichtlich, da die verbindenden Straßen keine Verzweigungen haben. Der Busbahnhof für mein Umsteigeziel „Mayang“ war auch leicht zu finden und der richtige Bus dann auch. Das war diesmal ein privat betriebener kleiner Minibus mit vielleicht Platz für 20 Leute. Mit 12 Yuan aber auch nicht günstiger als der Bus gestern nach Fenghuang hin (15 Yuan für eine etwas weitere Strecke) und mit der Eisenbahn kann man es nicht vergleichen. Da hat die Weiterfahrt von Mayang nach Huaihua gerade mal 5 Yuan gekostet. Beruhigend war schon mal, dass „Hard Seat“ nicht ganz so schrecklich hart ist. Wenn der Zug wirklich voll gewesen wäre, hätte man allerdings sehr beengt gesessen. Von der Qualität her sind die Sitze aber mit alten Nahverkehrszügen in Deutschland vergleichbar. Der Zug von Mayang nach Huaihua hatte übrigens in Mayang etwa 25 Minuten Verspätung gegenüber seinem Fahrplan (zu meinem Glück, sonst hätte ich den Zug verpasst).
In Huaihua hatte ich ein Hotel direkt am Bahnhof buchen können und das hat sich bisher als Volltreffer erwiesen. Endlich wieder schön duschen und anständiges Klo! Meine nassen Klamotten habe ich hier erst mal zum Trocknen ausgebreitet. Das Frühstück wird mir leider entgehen, da ich morgen früh schon um 6 Uhr mit dem Zug nach Guilin weiterfahren werde. Das Wetter ist hier soweit ganz ok, nur mit vielleicht so 20 Grad ist es relativ kühl.
Von einem Spaziergang durch Huaihua hatte ich mir eigentlich nicht viel versprochen und war positiv überrascht, zumal sich das Wetter hielt und es trocken blieb. In Hangzhou und Changsha hatte ich noch vergebens nach richtigen Lebensmittelmärkten Ausschau gehalten, hier in Huaihua scheint alles ein einziger solcher Markt zu sein. Direkt neben meinem Hotel geht eine kleine Gasse rein …
Der Geflügelhändler bot den Komplettservice inkl. Schlachtung an. Während meiner kurzen Verweilzeit wurde ein Huhn und eine Gans geschlachtet. Da wird dem Tier der Kopf nach hinten gebogen und (ohne Betäubung) die Halsschlagader durchgeschnitten. Das Blut wird aufgefangen und das Tier zum Austoben in eine Tonne geworfen. Das Blut wird (vermutlich mit Wasser) verdünnt und in einen Beutel gefüllt (hängen auf dem Foto beispielsweise links an der Wand). Hat sich das Tier „beruhigt“ werden die Federn gerupft und als letzten Schritt kommt es kurz in heißes Wasser.
Den richtigen Markt habe ich rund um die Fußgängerzone einige Blocks weiter gefunden. Dort gab es neben zahllosen mit Ständen ausgefühlten Straßen auch eine große Markthalle.
Auf dem Weg wurde ich von einem Chinesen angesprochen, er würde gerne ein Foto von mir machen. Nachdem er dann zwei von mir alleine, eines mit ihm zusammen und eines mit seiner Freundin zusammen hatte, mussten die beiden natürlich auch noch vor meine Kamera.
Am Abend wollte ich eigentlich endlich in ein richtiges Restaurant gehen, aber mit etwas nach 20 Uhr war ich dafür wohl zu spät dran. Mein Reiseführer behauptet auch, dass abends im Restaurant zwischen 17 und 21 Uhr gegessen wird. So waren die Restaurants schon ziemlich geleert und eher ausladend, so dass ich mich nicht in eines hineintraute.
Auf dem Bürgersteig der Hauptstraße hatten ein paar Chinesen einen Bereich abgesperrt für ein nächtliches Tischtennisturnier auf zwei Plätzen.
Die Essbuden auf der Straße wurden immer interessanter. Das Gute dort ist, dass man alle Zutaten direkt sieht und auch relativ einfach verständlich machen kann was man haben möchte und was nicht. So ist es dann auf diesmal wirklich sehr schmackhafte Bratnudeln mit Gemüse hinausgelaufen. Auf den folgenden Bildern wird mir meine Portion mit meinen Wunschzutaten (alles außer Ei und Schinkenstücke) zubereitet. Als erstes nach dem Öl kam die zerkleinerten Chillis in den Wok, danach dann der Reihe nach das Gemüse und Gewürze. Zum Schluss die Nudeln und danach nur noch Pfeffer und Salz. Für 5 Yuan (etwa 70 cent) kann man wahrlich nicht meckern. Und nett waren die Chinesen da auch noch.
Bratnudelstände gab es einige aber manche boten auch etwas anderes an, hier so was wie wir als Chinesische Fondue kennen:
Auf dem Heimweg gab es wenige Meter vor meinem Hotel große Aufregung. „Katze auf dem Baum?“ war mein erster Gedanke, aber nein, eine kleine ältere Dame sorgte für Aufregung und den vollen Einsatz der Sicherheits- und Bergungskräfte. Die Feuerwehr rückte mit einer Leiter an, um die wild Herumkrakelnde zu greifen. Es gab ein spannendes Wettrennen mit dem Feuerwehrmann in Richtung Baumkrone. Die Chinesin machte sich einen Spaß daraus, oben auf den Ästen herumzuspringen, dass man meinte, gleich fällt der ganze Baum um. Das war dem Feuerwehrmann dann irgendwann auch zu heikel und er trat den Rückweg an. Die umherstehende Menge fühlte sich bestens amüsiert und gab das auch lautstark zu verstehen was wiederum die Sicherheitskräfte provozierte, denn die blamierten sich ja gerade nicht schlecht. Jedenfalls gab’s die Anweisung, man möge doch seiner Dinge nachgehen und dem Folge leistend bin ich in mein Hotelzimmer.
Morgen geht um 6 Uhr mein Zug nach Guilin wo ich am Abend aber wieder im Hotel bin und auch Internet haben sollte. Dooferweise geht Google von China aus gerade nicht. Google-Maps hätte ich gerne für meine noch ausstehenden Hotelbuchungen genutzt, um die Lage innerhalb der jeweiligen Stadt einzuschätzen. Vielleicht geht es ja morgen von Guilin aus wieder.
Ich kann die Baum-Frau nicht entdecken!?
Es ist wirklich toll, mit 6 Stunden Zeitunterschied sozusagen dabei zu sein.
Wir sind auf morgen gespannt. Herzlich A.+K.
Kommentar by klausi — 3.6.2010 @ 01:29